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Foto: Matthias Stutte

Über Glaubensfragen

07. April 2025

Mendelssohns „Elias“ am Theater Krefeld-Mönchengladbach – Klassik an der Ruhr 04/25

Wenn Grenzen zwischen Bühne und Publikum aufgelöst werden, wenn die Musik Raum greift und ganz nah an die Rezipienten rückt, verschmelzen die Grenzen: Große Emotionen werden durch physische Nähe mit dem kleinsten Summchor erzeugt, die Zuhörer sitzen plötzlich mitten im Geschehen. Im Theater Krefeld-Mönchengladbach verlangt die szenische Aufführung des Oratoriums „Elias“ gleich vier Chöre, und diese singen ganz massiv im Zuschauerraum. Ein biblischer Stoff in der Osterzeit, geschrieben vom Bach-Bewunderer Mendelssohn, dem Mozart der Romantik, belebt mit echten Rollenprofilen und heftigen Volksszenen als Produktion auf der Opernbühne, dieser Plot passt nicht nur in die Jahreszeit, sondern auch mit unangenehmen Fragen zum Glauben in einer krisengeschüttelten Zeit und der Kernfrage jedes Theaterzaubers: „Was ist Wahrheit?“ 

Regisseur Kobie van Rensburg, seit Jahren eine Instanz an diesem Theater mit zahlreichen bekannten Repertoire-Opern, aber auch mit eigenen dramatisierten Musikzusammenstellungen, er transferiert den „Elias“ in zeitlose Aktualität. Rensburg nutzt die im Urtext als Strafe für die Ungläubigen angedrohte Dürre für den ganz aktuellen Zorn der Bevölkerung, bezogen auf ganz reale Tatverdächtige. Elias, der glaubt, die Ungläubigen einfach abschlachten zu dürfen bzw. zu müssen, mutiert bei ihm nach heutiger Betrachtung zum Terroristen. So sieht Elias selbst das allerdings gar nicht: Wahrheitsanalyse nicht nur in religiösem Fanatismus wirft unlösbare Fragen auf. Der Regisseur in seiner Einführung über die angestrebte Wirkung seiner Inszenierung: „Es ist eine Anklage an jede Religion, die Gewalt verherrlicht, an jede Religion, die menschenverachtend ist!“ Aber auch die Bilder im Theater und die gezeigte Raumausstattung spielen mit Fiktion, das erlaubt eine dünne Gase vor der Bühne, auf die Projektionen aufgebracht werden können. Alter Stoff trifft auf neue Technik, immer reizvoll. Eine Zusatzaufführung wurde für Juni ergänzt, so wird das Stück nachgefragt. 

Die musikalische Leitung dieses außergewöhnlichen Hit-Spenders „Elias“ verantwortet der Hauskapellmeister Giovanni Conti. Er befiehlt an diesem Abend sogar die Engel und lässt sie singen: „Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.“ Auch auf dem nach Krefeld.

Elias | 22.4., 17.5., 3.6. | Theater Krefeld | 02151 80 51 25

Olaf Weiden

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