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Forschung, beispielsweise unter Bäumen – statt im Elfenbeinturm
Foto: Karo Krämer / Wissenschaft im Dialog

Forschung von unten

29. August 2023

Die Arbeitsgruppe Region West der Plattform Bürger schaffen Wissen – Teil 2: Lokale Initiativen

Vögel zählen für die Wissenschaft. So entstanden bereits um das Jahr 1900 in den USA Forschungsprojekte, an denen auch Bürgerinnen und Bürger beteiligt waren. Mittlerweile hat die Idee einen neuen Aufschwung erlebt. Über 250 Forschungsprojekte sind derzeit auf der Plattform Bürger schaffen Wissen zu finden, der größten Anlaufstelle für Bürgerforschung in Deutschland. Träger des Projekts sind die Initiative Wissenschaft im Dialog und das Museum für Naturkunde Berlin, gefördert wird Bürger schaffen Wissen zudem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Ein jährlicher Preis honoriert Forschungsprojekte mit Bürgerbeteiligung.

Aus der Plattform entstehen Arbeitsgruppen, sowohl thematisch als auch regional unterschiedlich ausgerichtet. Eine dieser Gruppen ist das Netzwerk Region West, das 2021 gegründet wurde und aktuell von Anna Soßdorf vom FZI Forschungszentrum Informatik und Regina Eich-Brod vom Forschungszentrum Jülich geleitet wird.

Diverse Themen und Regionen

Ziel ist in erster Linie die Vernetzung regionaler Akteure – ein eigenes Budget hat die Gruppe dabei nicht. Grundstein des Austauschs sind die am letzten Mittwoch des Monats stattfindenden, virtuellen Treffen. Grundsätzlich sind die Treffen offen für alle, Interesse an Forschung und Citizen Science solle man allerdings mitbringen, betonen Anna Soßdorf und Regina Eich-Brod. Neben dem Austausch und der Weiterentwicklung des Netzwerks finden auch Workshops statt. Teil des Netzwerks sind beispielsweise Mitarbeitende des Projekts „MehrWertRevier“, in dem verschiedene Citizen-Science-Projekte rund um nachhaltigen Konsum sowie Energie, Ernährung und Mobilität gebündelt werden.

Citizen Sciene-Projekte richten sich grundsätzlich an verschiedene Zielgruppen, ähnlich vielfältig sind auch die Möglichkeiten zur Teilnahme – so ist neben der Datenerhebung auch inhaltliche Arbeit in kleineren Gruppen möglich. Forscherinnen wie Soßdorf und Eich-Brod erhoffen sich dadurch neue Perspektiven und Einblicke in ihre Themengebiete. „Bürger sind an den Themen, die sie interessieren, nah dran“, so Soßdorf. Sogar Forschungsfragen würden manchmal überarbeitet oder erweitert.

Raus aus dem Elfenbeinturm

Mittlerweile ist Citizen Science nicht nur in den Naturwissenschaften, sondern in weiteren wissenschaftlichen Disziplinen wie der Medizin oder den Sozialwissenschaften vertreten. Dabei ist es nicht nur eine Form der Kommunikation, sondern ein „ko-kreativer“ Forschungsansatz. Als solcher wird die Bürgerforschung oft noch kritisch gesehen. Zweifel an der Zuverlässigkeit der Daten oder eine mangelnde wissenschaftliche Ausbildung der Beteiligten sind einige der Kritikpunkte. Dazu kommen Schwierigkeiten, Menschen für die Projekte zu gewinnen.

Das aktuelle Interesse ergebe sich auch aus dem Fokus auf Wissenschaftskommunikation der letzten zehn Jahre. Als „i-Tüpfelchen“ der Kommunikation könne Citizen Science die Akzeptanz für Wissenschaft fördern und damit dem alten Vorwurf der „Forschung im Elfenbeinturm“ vorbeugen – als öffentliche Institutionen sollten Forschungseinrichtungen schließlich auch an die Gesellschaft angebunden sein. „Es geht darum, die Interessen derer, für die wir forschen, mit zu berücksichtigen und einzubinden“, so Eich-Brod.


SCHÖNE NEUE ZUKUNFT - Aktiv im Thema

fian.de | Die in Köln ansässige NGO setzt sich international für Menschenrechte ein, vor allem für das Recht auf Nahrung.
mehr-demokratie.de | Der bundesweit vertretene Verein setzt sich ein für „direkte Demokratie, ein faires Wahlrecht, Transparenz und wirksame Bürgerbeteiligung“.
mitarbeit.de | Die Stiftung Mitarbeit möchte „Menschen ermutigen, Eigeninitiative zu entwickeln und sich an der Lösung von Gemeinschaftsaufgaben zu beteiligen“.

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Leo Thomann

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