Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 1

12.584 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Infektionsschutz auch in Wuppertal
Foto: Jan Turek

Händewaschen auch nach Corona

29. April 2020

Aktion Saubere Hände in Wuppertal – Teil 3: Lokale Initiativen

Nahezu schlagartig hat sich das Bild der Innenstädte gewandelt: Einerseits sind merklich weniger Menschen auf den Straßen unterwegs. Andererseits schützen sich hier viele mit Handschuhen und Masken. Das Tragen letzterer ist in Geschäften und im Nahverkehr mittlerweile gar verpflichtend. Und auch der Verbrauch von Desinfektionsmitteln ist rasant gestiegen. Auslöser für diese Verhaltensweisen, die zum Jahreswechsel noch für Verwunderung gesorgt hätten, ist bekanntlich der Ausbruch der Covid-19-Pandemie.

Für Krankenhäuser sind solche Hygienemaßnahmen keineswegs neu. Aus gutem Grund, schließlich ist dort die Ansteckungsgefahr – insbesondere durch sogenannte Krankenhauskeime – potentiell immer präsent. Multiresistente Bakterien, die sich nicht von den gängigen Antibiotika abtöten lassen, könnten auf Patienten übertragen werden, die sich in einer besonders anfälligen Phase befinden, etwa weil sie frische Operationswunden haben.

Im deutschen Gesundheitswesen spielt die Aktion Saubere Hände eine wichtige Rolle dabei, das Bewusstsein für die Bedeutung von Hygienemaßnahmen zu fördern und konzentriert sich dabei – wie der Name erahnen lässt – besonders auf die Handhygiene. Das Bündnis ist 2008 im Rahmen der WHO-Kampagne „Clean Care is Safer Care“ und mit Unterstützung des Bundesgesundheitsministeriums entstanden. Seit 2014 ist es eigenständig. Auch in Wuppertal sind mehrere Krankenhäuser im Rahmen der Aktion aktiv, unter anderem das Helios Universitätsklinikum.

„Die wichtigste und beste Vorbeugung gegen die Verbreitung von gefährlichen Keimen ist eine gute Hygiene“, erklärtDr. Felix Giebel, leitender Arzt der Abteilung für Krankenhaushygiene im Helios. Besonders wichtig sei dabei die Handhygiene weil etwa „90% aller Erreger über die Hände übertragen“ werden. Folglich lasse sich festhalten: „Je ‚sauberer‘ die Hände bei den Tätigkeiten sind, in denen Keime die Gelegenheit haben, in einen geschwächten Körper zu gelangen, desto besser ist der Schutz.“ Offenbar hat man sich im Helios an diese Leitlinie gehalten. Denn jüngst wurde man von der Aktion Saubere Hände mit einem goldenen Zertifikat ausgezeichnet. Dafür, so berichtet Giebel, müsse eine Einrichtung ihre Mitarbeiter unter anderem in der Händedesinfektion schulen, Aktionstage zur Thematik durchführen und den Händedesinfektionsmittelverbrauch messen. Für das goldene Zertifikat muss letzterer höher sein als bei 75 Prozent der anderen teilnehmenden Häuser. Über die Auszeichnung, die im Februar 2020 überreicht wurde, freut sich Giebel: Er ist „sehr stolz auf diese Auszeichnungen und auch auf das Engagement meines Teams.“

Übrigens sei man angesichts der gegenwärtigen Situation ebenfalls gut gerüstet: Man halte sich an den Pandemieplan der Landesregierung und habe zudem Operationen, die nicht dringlich sind, verschoben, „umzusätzliche Kapazitäten für die Behandlung von schwer verlaufenden Covid-19-Erkrankungen zu schaffen“, sagt Giebel. So sei das Personal bislang (Stand: Ende April) auch nicht überfordert. Einbußen in der Hygienequalität seien gleichermaßen nicht zu beklagen.

So schrecklich die Pandemie auch sein mag, hat sie zumindest ein Gutes bewirkt: In Deutschland wird seit März 2020 deutlich mehr Wert auf Handhygiene und Infektionsschutz gelegt. Die erlernten Verhaltensweisen auch nach einem Abklingen der Pandemie nicht gleich wieder zu vergessen, kann sicher nicht schaden. Die Aktion Saubere Hände würde da nicht widersprechen.


Aktiv im Thema

patienten-information.de/kurzinformationen/multiresistente-erreger | Das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin informiert über multiresistente Erreger.
stiftung-patientenschutz.de/themen/multiresistente-erreger | Sechs Forderungen der Stiftung Patientenschutz zur Eindämmung der Gefahr durch multiresistente Erreger.
zdf.de/verbraucher/volle-kanne/multiresistente-keime-in-krankenhaeusern-100.html | Drei ZDF-Videos über multiresistente Erreger.

 

Jan Turek

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Konklave

Lesen Sie dazu auch:

Krisenerfahrung
Intro - Gesundes Krankenhaus

Kranke sind keine Kunden
Covid-19 verdeutlicht einen 30-jährigen neoliberalen Irrweg – Teil 1: Leitartikel

„Das System wackelt“
Mediziner Felix Ahls über Krankenhausfinanzierung – Teil 1: Interview

Reale Gefahr und digitaler Schutz
Das Gesundheitssystem unter Druck – auch in Köln – Teil 1: Lokale Initiativen

Was für Systemrelevante relevant ist
Von der Ökonomie zum Patientenwohl: Corona als Chance? – Teil 2: Leitartikel

„Patienten werden als Gewinnquelle gesehen“
Soziologe Karl-Heinz Wehkamp über Ethik und Ökonomie der Medizin – Teil 2: Interview

Klinikpersonal sieht den ganzen Menschen
Anthroposophischer Ansatz im Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke – Teil 2: Lokale Initiativen

Im Wettlauf gegen den Keim
Stehen wir vor der post-antibiotischen Ära? – Teil 3: Leitartikel

„Große Lücken im Kampf gegen Keime“
Infektiologe Peter Walger über die Gefahr multiresistenter Erreger – Teil 3: Interview

Freiwilligkeit statt Zwang
Unorthodoxes Krisenmanagement – Europa-Vorbild: Schweden

Die Zeit der hirnfressenden Besserwisser
Bald in einem Krankenhaus in Ihrer Nähe? – Glosse

Gesundes Krankenhaus

Lokale Initiativen

Hier erscheint die Aufforderung!