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Mike Schnoor rät zu Digitalisierung mit Augenmaß
Foto: Digital Hub Cologne

Reale Gefahr und digitaler Schutz

29. April 2020

Das Gesundheitssystem unter Druck – auch in Köln – Teil 1: Lokale Initiativen

Unter der Corona-Bedrohung hat sich das Leben auch in Deutschland einschneidend verändert. Ein positiver Effekt bei aller Belastung und Betroffenheit ist, dass sich einige Probleme im Gesundheitssystem nicht mehr leugnen lassen, nicht zuletzt die Situation des vielfach unterbezahlten und überlasteten Krankenhauspersonals. Wie könnte es besser laufen?

Da ist beispielsweise der Ansatz des Gesundheitsladens Köln, der die Bedürfnisse und Anliegen seiner Patienten innerhalb einesdemokratischen Gesundheitssystems stärken möchte.Geschäftsführer Gregor Bornes beobachtet zwar eine Überlastung des Personals in den Krankenhäusern, im Vergleich zu anderen Ländern sei Deutschland aber gut vorbereitet. Trotzdem droht in Köln im Zuge des Kliniksterbens die Schließung der Klinik Köln-Holweide. Siewurde zu einem Covid-19-Schwerpunktkrankenhaus umfunktioniert.

Diverse Politiker fordern nun, die Klinik zu erhalten. Auch Bornes unterstützt es, dass Krankenhäuser in Notzeiten vorübergehend helfen. Ihm ist wichtig,Covid-19 ernst zu nehmen, findet aber grundsätzlich, dass die Qualität des Gesundheitssystems wichtiger istals die bloße Quantität der Krankenhäuser.Er kritisiert zudem die Privatisierung der Gesundheitsversorgung: „Wer Gewinne machen will, spart an Personal und Ausstattung. Die Globalisierung trägt dazu verschärfend bei: Wenn einfache Dinge wie Masken oder Sprays billig und ohne Vorratshaltung in China produziert werden und derzeit in Deutschland nicht zu haben sind, entsteht ein Problem, das erheblich zu denken gibt.“

Covid-19 stellt die Gesellschaft vor weitere Herausforderungen. Verbreitet ist der Einwand, Digitalisierung schade. Die Touchpad-Generation gehe nicht hinaus in die reale Welt, leide an Sonnenmangel, Bewegungsmangel oder an Depressionen. Der Rat lautet: spazieren gehen und den Kontakt zu anderen Menschen suchen. Ein Paradoxon aus Corona-Zeiten ist, dass nun auch ältere, häufig vereinsamte Menschen zu Kontakteinschränkungen verpflichtet werden.Bornes stellt auch das anonyme Sterben infrage, denn dieAbschottung kann bis zur Beerdigung gehen.

Schützt die digitale Welt eher die analoge Realität? Mit dieser Frage befasst sich das Digital Hub Cologne, das mittelständische Unternehmenbei der Digitalisierung unterstützt.„Für viele ist Corona eine echte Herausforderung“, so Mike Schnoor, Leiter der Kommunikation.Die Einschränkungen durch die Auflagen und das Home-Office seien groß. Viele hätten darüber hinaus Angst, ihre Daten freizugeben, wurde in der Vergangenheit doch nicht selten vor deren Missbrauch gewarnt. Schnoor klärt auf, dass es durchaus digitale Ansätze gibt, die sich mit Datenschutz kombinieren lassen. Sein Tipp lautet, einen gesunden Mittelweg zu finden: nicht naiv mit seinen Daten umzugehen, aber auch nicht grundsätzlich alles Digitale zu verteufeln. Speziell bei den Deutschen beobachtet er jedoch eine grundsätzlicheSkepsisgegenüber Neuem:Ob es das Tragen von Masken betreffe oder Untersuchungen per virtueller Sprechstunde.

Digitale Gesundheit kann eine innovative Lösung sein, auf lange Sicht aber nicht die einzige. Das gilt auch für das Home-Office. Beide Experten sind sich einig, dass nach einiger Zeit die menschliche Komponente fehle – Gespräche, gemeinsame Pausen, soziale Aktivitäten – und dass die Kontaktsperre auch zu körperlichen Problemen führen könne.Schnoor fasst zusammen: „Wir sind Menschen, keine Maschinen.“


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zum Thema auch unter: trailer-ruhr.de/thema und engels-kultur.de/thema

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Rebecca Ramlow

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