„Drehpunkt“ heißt eine Komposition der von Hause aus Kontrabass spielenden Hendrika Entzian, die 2018 den WDR Jazzpreis für Komposition erhielt. Das Stück bedenkt gleich zu Beginn und später in einer Improvisation die Posaunistin Shannon Barnett, die zeitweise als Mitglied der WDR Big Band unterwegs war und ganz frisch an der Kölner Musikhochschule lehrt. Der November führt die Damen, die beide Instrumente bedienen, am musikalischen Ausgangspunkt der Entwicklung der Kölner Szene zusammen. Beide Instrumente verzeichneten länger als andere männlich dominierten Instrumentengruppen deutlichen Männerüberschuss. Hendrika lässt ihre eigene Big Band in der Hochschule für Musik aufspielen, Shannon richtet einen Konzertabend mit ihren Schülern aus.
Nicht oft genug kann auf das prächtige Musikprogramm der Hochschule hingewiesen werden, das täglich Programme auch für interessiertes Publikum offeriert. „Spitzentöne“ heißt eine über Jahre hinweg beliebte Reihe, in der ehemalige Studierende auftreten: Stars der Klassik und des Jazz, die sich ihrer alten Uni verbunden fühlen.
Hendrika Entzian zählt zu den heute erfolgreichen und wie erwähnt prämierten Musikern. Eigentlich eine Quartett-Spielerin mit eigener Band, hat sich die Kontrabass-Dame vor Jahren noch in ein Studium der Komposition hier in Köln geworfen. Und ihre Stücke, teilweise Adaptionen ihrer Quartett-Nummern, jetzt für Jazz Big Band, kommen sehr gut an. Viel Platz auf interessanten harmonischen Spielwiesen hält sie für die Besetzung ihres eigenen Jazzorchesters bereit, einem wilden Mix aus gestandenen Jazz-Meistern wie Andy Haderer und Jungstars wie Janning Trumann. Dichte, manchmal clusterartige Akkorde und spannende Farbmixturen mit viel Holz verzahnen sich mit den Stützen der Gesellschaft, den Stammspielern ihres Quartetts, zu sehr spannenden kleinen Werken.
Auch im Team dabei ist die australische Posaunistin Shannon Barnett. Als sie in ersten Konzerten bei der WDR Big Band im kleinen Schwarzen zum Solo vorrückte, erschraken die Hörer gleichermaßen über die Gewalt ihres mächtigen Tones wie über die Lebenslust und Leichtigkeit, mit der sie ihre Improvisation mitreißend herausschrie. Jetzt dürfen die Posaunenfreunde und Jazzfans überprüfen, ob sich solch seltene Gaben unterrichten lassen.
Hendrika Entzian+ | Di 5.11. 19.30 Uhr | Konzertsaal der HfMT Köln | 0221 28 01
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