Es ist nicht weiter überliefert, wie genau Márta Ziegler reagiert hat. Zum einen dürfte sie sich geehrt gefühlt haben, dass ihr Gemahl, der seinerzeit noch angehende, aber vielversprechende ungarische Komponist Béla Bartók, ihr seine erste (und letztlich einzige) Oper gewidmet hatte. Zum anderen fragt sich der Außenstehende: Sollte Mann seiner Frau wirklich eine Oper widmen, wenn sich diese um einen grausamen Frauenmörder dreht? Wie auch immer, die Ehe hielt noch ganze fünf Jahre nach der Uraufführung von „Herzog Blaubarts Burg“.
Dem einstündigen Einakter, der zurzeit gleich von mehreren Opernhäusern in NRW gezeigt wird, ab dem 19. Februar auch an der Essener Aalto-Oper in einer Inszenierung von Paul-Georg Dittrich, war zunächst kein Erfolg beschieden: Bei einem Kompositionswettbewerb wurde er gar als „unaufführbar“ abgewiesen. Die Sage vom frauenmordenden König Blaubart hat Charles Perrault Ende des 17. Jahrhunderts aufgeschrieben. Bei ihm nimmt die düstere Geschichte immerhin ein gutes Ende: Die letzte Angetraute des Blaubart kommt mit dem Leben davon und wird sogar wieder glücklich. In Béla Balázs’ symbolistischer Version „Das Schloß des Prinzen Blaubart“, die zum Libretto der Oper wurde, ist es anders. Und so schließt die Oper düster mit den Worten: „Und immer wird nun Nacht sein. Nacht … Nacht …“
Anders als zu seiner Entstehungszeit wird das Stück heute als sehr gut aufführbar betrachtet. Schließlich gibt es nur zwei Rollen: Den sadistischen Herzog und die junge Judith, die ihm auf seine düstere Burg folgt in der irrigen Annahme, sie könne dort das Licht der Hoffnung entfachen. Stattdessen wartet ein mörderischer Abgrund nach dem anderen auf sie.
Gesungen wird der Herzog vom Bass und Ensemblemitglied Karl-Heinz Lehner, die Partie der Judith übernimmt die niederländische Mezzosopranistin Deirdre Angenent, die in dieser Spielzeit sowohl an der Oper, als auch an der Philharmonie in Essen zu erleben ist.
Musikalisch orientierte sich Bartók an den französischen Impressionisten, insbesondere an Claude Debussy. Schon mit Mitte zwanzig ließ der Komponist seinen späteren Stil erkennen, der auch durch volkstümliche Melodien seiner Heimat beeinflusst ist. Am Pult steht mit Gábor Káli ein Landsmann Bartóks, der bei den Essener Philharmonikern sein Debüt geben wird.
Herzog Blaubarts Burg | R: Paul-Georg Dittrich | 19.2. 19 Uhr (P) | Aalto-Theater Essen | 0201 812 22 00
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