Die europäischen Wurzeln sieht man Dane DeHaan zumindest noch an seinem Namen an. Der 1986 in Pennsylvania geborene Schauspieler hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der wichtigsten Vertreter seiner Generation gemausert. In „The Place Beyond the Pines“ oder „Kill Your Darlings – Junge Wilde“ begeisterte er ein Arthouse-Publikum, in „The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“ stellte er jüngst auch sein Blockbuster-Potenzial unter Beweis. Ab dem 24. September ist er nun in der Rolle des James Dean in Anton Corbijns neuem Film „Life“ an der Seite von Robert Pattinson auf der großen Leinwand zu sehen.
choices: Mr. DeHaan, Wie sind Sie an die Rolle herangegangen, es scheint eine große Verantwortung mit sich zu bringen, eine solch ikonografische Person wie James Dean zu spielen?
Dane DeHaan: Im Rückblick hatte ich tatsächlich Angst davor. Ich habe zu Beginn aus Angst abgelehnt, die Rolle zu spielen. In Interviews sage ich immer, dass ich gerne anspruchsvolle Rollen übernehmen möchte, solche, vor denen ich mich am meisten fürchte, solche, von denen ich nicht weiß, ob ich sie bewältigen kann. Und als mir plötzlich genau solch eine Möglichkeit angeboten wurde, habe ich Reißaus genommen. Glücklicherweise habe ich eine Menge Menschen um mich herum, die mich unterstützen und meine Aufmerksamkeit wieder auf das Angebot zurücklenkten. Deswegen habe ich am Ende dann doch zugesagt. Ich wollte praktizieren, was ich immer postuliere. Ich bin wirklich interessiert an solch fordernden Rollen.
Wann wurde Ihr Widerwille der Rolle gegenüber gebrochen, war das nach Gesprächen mit Anton Corbijn?
Ich war zu Beginn ziemlich starrköpfig und wollte den Film wirklich nicht drehen. Aber dann habe ich mit anderen darüber gesprochen. Sie fanden das komisch, denn ich mochte das Drehbuch, war ein Fan des Regisseurs und hatte das Angebot für eine anspruchsvolle Rolle. Da das alles Faktoren sind, die mir für die Zusage zu einer Rolle wichtig sind, konnten sie nicht verstehen, dass ich trotzdem ablehne. Ich hatte damals Millionen verschiedener Ausreden, aber letzten Endes hatte ich einfach nur Angst. Angst zu versagen. Deswegen habe ich diese Ausreden vorgeschoben.
Suchen Sie sich Ihre Rollen größtenteils selbst aus oder verlassen Sie sich dabei auf die Ratschläge Ihrer Agenten und PR-Leute?
Das entsteht durch ausführliche Diskussionen, besonders mit meinem Manager, meinen Agenten und meiner Ehefrau. Ich habe wirklich großes Glück, dass mir momentan so viele interessante Möglichkeiten geboten werden. Und da muss man entscheiden, was genau der nächste richtige Schritt ist. Aber das ist auch spannend. Ich entscheide nicht alleine, sondern nach Gesprächen mit vielen Menschen, die mir wichtig sind. „Life“ ist in dieser Hinsicht ein gutes Beispiel, denn wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich den Film eben nicht gedreht. Aber aus dem Grund, weil ich Angst davor hatte, und nicht, weil es ein Fehler gewesen wäre, ihn zu drehen.
James Dean ist angeblich sogar einer Ihrer Lieblingsschauspieler...
Ja, seit meiner Collegezeit, als ich auf die Schauspielschule ging und alle meine Lehrer mir dazu rieten, Filme mit Marlon Brando, James Dean und Paul Newman anzuschauen.Von all denen war mir James Dean der Liebste, derjenige, der mich am meisten beeindruckte. Seit meiner Collegezeit hängt bis zum heutigen Tag ein Poster von ihm an meiner Wand, er ist wirklich einer meiner Lieblingsschauspieler.
Hatten Sie die Gelegenheit, im Vorfeld jemanden zu treffen, der James Dean noch persönlich gekannt hat?
Nein, leider nicht. Es leben nicht mehr allzu viele Menschen, die James Dean noch persönlich kannten, deswegen hatte ich leider nicht die Gelegenheit, mit einem von ihnen zu sprechen.
Haben Sie bei Ihren Recherchen Dinge über James Dean erfahren, die Sie überrascht haben?
Ja, jede Menge! Ich wusste nicht viel über ihn als Privatperson, ich kannte eigentlich wirklich nur seine Filme und wusste, was er mir als Schauspieler bedeutet. Ich wusste nichts über seine Kindheit, wie schwierig diese war. Ich wusste nicht, dass er einige Jahre seiner Kindheit in Santa Monica verbracht hatte und fand es seltsam, dass er später wieder dorthin zurückgezogen ist. Ich wusste nicht, dass er seinen Schauspielunterricht überhaupt nicht mochte, viel eher hatte ich vermutet, dass er diesen voller Leidenschaft absolviert hatte. Aber er mochte ihn nicht, weil er sich nicht gerne etwas sagen ließ. Er mochte es nicht, wenn man ihm sagte, dass er schlecht ist oder etwas falsch gemacht hat. Ich habe so viel Neues über ihn erfahren und so viel, was mich überraschte, weil jeder irgendwelche Ideen über James Dean in seinem Kopf hat, die meist aber nicht der Wahrheit entsprechen und nichts mit ihm als Menschen zu tun haben.
Es gibt ein paar James-Dean-Biopics, haben Sie welche davon gesehen?
Nein, ich wusste bislang auch nur von einem Fernsehfilm, in dem James Franco Dean gespielt hat, aber den habe ich nie gesehen. Andere Filme über ihn sind mir nicht bekannt.
Warum glauben Sie, ist er in den 50er Jahren zu solch einer Leitfigur geworden?
Ich glaube, dass sein Schauspielstil für die damalige Zeit wirklich revolutionär war. Es gab andere, wie Brando, die zuvor etwas Ähnliches getan hatten, aber Dean war damals wirklich einer der ersten, die auf eine solch realistische Weise gespielt haben, wie wir es heute noch tun. Und er war sicherlich von der ganzen Clique damals der Jüngste, weswegen er ein jüngeres Publikum ansprach. „…denn sie wissen nicht, was sie tun“ und „Jenseits von Eden“ sind Filme, die junge Menschen ansprechen. Und unglücklicherweise war wahrscheinlich auch sein Tod mit dafür verantwortlich, weil er die Frage aufwirft, was noch von ihm gekommen wäre… „Giganten“ und „…denn sie wissen nicht, was sie tun“ liefen beide erst nach seinem Tod an, er hat es gar nicht mehr erlebt, dass diese Filme herauskamen. Als sie anliefen, hatte die Welt James Dean gerade erst kennengelernt. Alle gierten nach mehr von ihm, aber da konnte nichts mehr kommen. Und dann gab es da diese Fotografien von ihm, die alle Zeit überdauert haben. Jeder kennt das Foto von ihm auf dem Times Square. Viele haben heutzutage wahrscheinlich eher mal das Foto gesehen als einen seiner Filme. Das hat sein Image als cooler oder rebellischer Charakter wahrscheinlich am nachhaltigsten bis zum heutigen Tage geprägt.
Wie kommen Sie mit der öffentlichen Aufmerksamkeit zurecht? Hatten Sie schon mal das Bedürfnis, einfach nicht auf dem Roten Teppich zu erscheinen?
Nein, ich glaube nicht, dass ich für solch eine Aktion cool genug bin (lacht). Was mir an meinem Beruf am meisten gefällt, ist das Schauspielen, das liebe ich. Aber damit ich das tun kann, müssen die Menschen ins Kino gehen und sich anschauen, was ich mache. Deswegen verstehe ich voll und ganz, dass diese Öffentlichkeit ein Teil des Ganzen ist. Ich versuche, das zu akzeptieren und meinen Spaß zu haben. Es belastet mich nicht auf dieselbe Weise, auf die es wohl James Dean belastet hat.
Haben Sie eine Veränderung in Ihrer Popularität wahrgenommen, seitdem Sie den Green Goblin in „The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“ gespielt haben?
Ja, auf jeden Fall, unbedingt. Je mehr Filme ich mache, desto mehr verändert sich mein Leben in dieser Hinsicht, aber den „Spider-Man“-Film haben sicherlich mehr Leute gesehen als alle meine vorherigen Filme zusammengenommen. Die Dinge haben sich also verändert, aber nichts ist außer Kontrolle geraten. Robert Pattinson hat mir erzählt, dass er nach „Twilight“ nicht mehr in den Supermarkt zum Einkaufen gehen konnte, ohne belagert zu werden. Ich kann heutzutage nicht einkaufen gehen, ohne dass ich ein paar Leute mit High Five abklatschen muss, aber damit kann ich gut leben. (lacht)
Sie haben gerade einen Film mit Christoph Waltz gedreht...
Ja, wir haben mit den Dreharbeiten schon Ende 2014 abgeschlossen, der Film wird „Tulpenfieber“ heißen. Es ist eine Romanze, die im 17. Jahrhundert spielt. Es war fantastisch, denn ich bin ein riesiger Christoph-Waltz-Fan! Ich liebe seine Tarantino-Filme und anderes, was er gedreht hat. Mit ihm zusammen vor der Kamera zu stehen war wirklich einfach unglaublich für mich.
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