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Anders als in „Sherlock, Jr.“ ist hier der Eintritt frei, Spenden sind erwünscht
Foto: Österreichisches Filmmuseum

Volles Programm(heft)

05. August 2024

40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24

Wieder einmal erfordern die Umstände in der gebeutelten Kulturszene ungewöhnliche Maßnahmen: Seit der Pandemie konnten die Internationalen Stummfilmtage Bonn aus finanziellen Gründen nicht mehr das von den Besucher:innen sehr geschätzte Programmheft mit vielen detaillierten Informationen und Fotos drucken, das Material war nur noch digital auf der Webseite abrufbar. Auf vielfachen Wunsch haben die Veranstalter nun eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, um doch wieder eine Printausgabe finanzieren zu können. Das angestrebte Ziel von 3000 Euro war schnell erreicht, ein Programmheft in Papierform mit allen Informationen wird es also wieder geben. Aber was steht nun in diesem Programmheft?

Zuallererst erfährt man darin, und das könnte auch ein Hintergrund für die Aktion sein, dass die Internationalen Stummfilmtage Bonn mit ihrem einzigartigen Programm aus wieder- oder neuentdeckten Stummfilmen, von denen oft frisch restaurierte Kopien bei den Open-Air-Vorführungen mit Live-Musik gezeigt werden, in diesem Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum feiern! Das macht sich auch im Programm bemerkbar. Vom 8. bis zum 18. August wird auch die Jubiläumsausgabe wieder in hybrider Form zu sehen sein – also bei freiem Eintritt (Spenden erwünscht!) im Arkadenhof der Bonner Universität mit 1000 Sitzplätzen sowie als Stream im Internet. Am Eröffnungsabend geht es gleich los mit einem dem Jubiläum würdigen Klassiker des experimentellen surrealistischen Films – „Ballet Méchanique“ (1924) von Fernand Léger – in dem allerlei optische Tricks die Möglichkeiten des damals noch jungen Kinos vorführen. Auch Buñuel und Dalís surrealistisches Meisterwerk „Ein andalusischer Hund“ von 1929 ist zu sehen. Mit „Ehret Eure Frauen“ (1925) folgt am Eröffnungsabend ein ungewöhnlich fröhlicher Film von der dänischen Regielegende Carl Theodor Dreyer. Die frühe deutsch-indische Koproduktion „Die Leuchte Asiens“ widmet sich dem Leben Siddharthas, dem Begründer des Buddhismus. Franz Osten hat den Film 1925 mit seinem indischen Kollegen Himansu Rai an Originalschauplätzen in Indien realisiert.

Auf dem vielseitigen Programm stehen Filme aus Japan, Portugal, den USA, Spanien, Deutschland, Frankreich, Dänemark, Japan, der Tschechoslowakei, Polen, Schweden und Großbritannien, darunter spektakuläre Dramen, u.a. Piraten- und Bergfilme. Mit „Sherlock Jr.“ (1924) von Buster Keaton oder „Haltlose Frauen“ (1927), einer Komödie aus den Hal Roach Studios, in denen die zukünftigen Stars Stan Laurel und Oliver Hardy den Hauptdarsteller:innen die Show stehlen, widmet man sich dem komischen Fach. Und Charlie Chaplin ist mit „Behind the Scene“ vertreten. Mit „Alice auf dem Meeresgrund“ (1924), eine Mischung aus Realaufnahmen und Zeichentrick, wird auch ein frühes Werk von Walt Disney gezeigt, das er lange vor Mickey, Donald und Co. erschaffen hat. Mit „Aschenputtel“ (1922) von der Animationsmeisterin Lotte Reiniger ist auch einer ihrer frühen Scherenschnitt-Filme im Programm vertreten. Und sogar frühe Dokumentarfilme finden immer wieder in das Programm der Stummfilmtage. So in diesem Jahr „Der treulose Berg“ (1923) von Jean Epstein, der den Ausbruch des Ätna im Jahr 1923 filmte.

Ein Rahmenprogramm rundet das Festival ab. Bleibt zu hoffen, dass der finanzielle Engpass für das Programmheft kein Vorzeichen für die Zukunft ist, in der allerorten die Kultur um Geldmittel bangen muss.

Internationale Stummfilmtage Bonn – 40. Bonner Sommerkino | 8. - 18.8. | Arkadenhof der Universität Bonn | 0228 478568

Das Programm:

Do. 8.8.:
21:15 Uhr: Ehret Eure Frauen (live vertont von Sabrina Zimmermann u. Mark Pogolski, im Vorprogramm: Ballet mécanique)

Fr. 9.8.:
21:15 Uhr: Im Schatten von Yoshiwara (live vertont von Sabrina Zimmermann u. Mark Pogolski)
23:00 Uhr: Seine Frau, die Unbekannte (live vertont von Daan van den Hurk)

Sa. 10.8.:
21:15 Uhr: Sherlock Jr. (live vertont von Daan van den Hurk)
22:30 Uhr: Der Orgelspieler von St. Veit (live vertont von Maud Nelissen)

So. 11.8.:
21:15 Uhr: Die Leuchte Asiens (live vertont von Cellophon; im Vorprogramm: Europa)

Mo. 12.8.:
21:15 Uhr: Eifersucht (live vertont von Richard Siedhoff und Mykyta Sierov; im Vorprogramm: Haltlose Frauen)

Di. 13.8.:
21:15 Uhr: Thora van Deken (live vertont von M-cine; im Vorprogramm: Aschenputtel)

Mi. 14.8.:
21:15 Uhr: Maria vom Meer (live vertont von Elizabeth Jane Baldry u. Stephen Horne; im Vorprogramm: Alice's Day at Sea)

Do. 15.8.:
21:15 Uhr: Der Berg des Schicksals (live vertont von Neil Brand; im Vorprogramm: La montagne infidèle)

Fr. 16.8.:
21:15 Uhr: Sternschnuppen (live vertont von Meg Morley u. Frank Bockius; im Vorprogramm: Behind the Screen)

Sa. 17.8.:
21:15 Uhr: Ein andalusischer Hund (mit Musikuntermalung nach Anweisungen des Regisseurs von 1960)
22:00 Uhr: Wenn du zum Weibe gehst (live vertont von Günter A. Buchwald u. Frank Bockius)

So. 18.8.:
21:15 Uhr: Der Seeräuber (live vertont von Filmsirup)

Christian Meyer-Pröpstl

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