Auf mich hört ja keiner! – bricht es leicht aus Gesprächspartnern hervor, wenn es um Politik geht. Dahinter steht praktisch nie die Erwartung, demokratisch gewählte Regierungen hätten die Wünsche des Gesprächspartners zu bevorzugen. Sondern die Empörung darüber, wie sie Interessen der Bevölkerung ignorieren – sei es durch Unterfinanzierung von Pflege und Bildung, Verschleppung von Verkehrs- und Energiewende oder Verweigern gerechter Steuergesetze. So verliert mit der Demokratie ausgerechnet die Regierungsform an Vertrauen, die einander widerstreitende Interessen ausgleichen sollte. Im Monatsthema NACH DER DEMOKRATIE fragen wir, ob den Demokraten die Argumente ausgehen.
Unsere Leitartikel erkennen Mängel im politischen System, sehen aber auch die Menschen selbst verantwortlich, zur Demokratie beizutragen, verfolgen, wie eine Berliner Wohn-Initiative die Landesregierung dazu bringen will, den Wählerwillen anzuerkennen und diskutieren, wie man sich durch politische Medien wahrheitsgemäß informieren kann.
In unseren Interviews empfiehlt der Politikwissenschaftler Sven T. Siefken, mit Politikern das persönliche Gespräch zu suchen, der Soziologe Robert Jende zeigt sich überzeugt, dass die Demokratie in ihrer heutigen Form keine Zukunft hat und die Medienforscherin Dorothée Hefner diskutiert, wie politische Medien ihrem Publikum gerechter werden können.
Wir erfahren in Köln, wie der Verein Outline Jugendliche unterstützt, sich künstlerisch und politisch auszudrücken, in Dortmund, wie das Projekt Quartiersdemokraten gegen politischen Extremismus arbeitet und in Wuppertal, wie das Projekt Mobile Oase gesellschaftliche Stimmungen dokumentarisch-künstlerisch aufgreift.
Man erinnert sich: Als sozialpolitische Corona-Maßnahme galt das 9-Euro-Ticket von Juni bis August 2022. Es folgte ein Geplänkel um die Finanzierung zwischen Bund und Ländern, bis im Mai als sogenannter Nachfolger das Deutschlandticket für vergleichsweise luxuriöse 49 Euro startete – Teuerungen vorbehalten. Seitdem raunt es aus politischen Kreisen, es könne noch an mangelnder Finanzierung scheitern. Mehr als ein Raunen ist der Beschluss des Kreistags im sachsen-anhaltinischen Stendal zu einem Teilausstieg: Demnach gilt ab 2024 das Deutschlandticket dort nicht mehr in Bussen. Ausschlaggebend seien, natürlich, die Kosten. Ungewiss ist derzeit, ob damit der Anfang vom Ende des Deutschlandtickets eingeleitet sein könnte oder ob Stendal seinen Beschluss doch noch rückgängig macht. Gewiss ist: Dieses Hin und Her in der brisanten sozial-ökologischen Frage nach einem allgemein erschwinglichem öffentlichen Verkehr ist keine Werbung für unser parlamentarisches System. Aber: Sicher besinnen sich die Verantwortlichen längst auf ihre Neujahrs-Vorsätze, doch noch alles für das ihnen anvertraute Gemeinwohl zu tun! Und wann wären gute Vorsätze je gescheitert?
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Bröckelndes Fundament
Teil 1: Leitartikel – Was in Demokratien schief läuft
„Problematisch, wenn sich Kritik auf Demokratie an sich richtet“
Teil 1: Interview – Politikwissenschaftler Sven T. Siefken über den Zustand der Demokratie
Meine Stimme zählt
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Outline e.V. in Köln-Chorweiler
Demokratische Demut, bitte!
Teil 2: Leitartikel – In Berlin versucht der Senat, einen eindeutigen Volksentscheid zu sabotieren
„In ihrer jetzigen Form hat Demokratie keine Zukunft“
Teil 2: Interview – Soziologe Robert Jende über eine Politik jenseits von Parteizugehörigkeit
Ein Kiez gegen Rechts
Teil 2: Lokale Initiativen – Die Quartiersdemokraten in Dortmund-Dorstfeld
Wem glauben wir?
Teil 3: Leitartikel – Von der Freiheit der Medien und ihres Publikums
„Viele Menschen haben das Gefühl, sie werden nicht gehört“
Teil 3: Interview – Medienforscherin Dorothée Hefner über Vertrauen in politische Berichterstattung
Für eine neue Öffentlichkeit
Teil 3: Lokale Initiativen – Die Mobile Oase in Wuppertal-Oberbarmen
Wir müssen reden!
Bürgerräte als demokratische Innovation – Europa-Vorbild: Belgien
Staatsmacht Schicht im Schacht
Mögen Körperflüssigkeiten den Parlamentarismus retten – Glosse
Weihnachtswarnung
Intro – Erinnerte Zukunft
Ran an die Regeln
Intro – Verspielt
Wie gewohnt
Intro – Europa
Ausgefischt
Intro – Meeresruh
Machtspiele
Intro – Gewaltrausch
Natürlich wählen
Intro – Unsere Tiere
Wahlverwandt
Intro – Beziehungsweisen
Gefahrenzulage
Intro – Arbeit oder Leben?
Ablenkungsversuch
Intro – Hab’ keine Angst
Gelassen ernst
Intro – Unheimlich schön
Zeit des Verlangens
Intro – Ganz schön empfindlich
Weihnachtswunder
Intro – Geben und nehmen
Wer die Demokratie gefährdet
Intro – Wer bewacht die Wächter?
Bloß kein Erbarmen
Intro – Digital unverbunden