In Deutschland galten bisher die Szenen in Berlin und Köln in Sachen Jazz als führend. In Bremen allerdings tagt in diesem Monat wieder die größte Jazz-Messe „jazzahead!“ als Startbasis für Newcomer oder neue Projekte bekannter Größen. Und auf der aktuellen Ausgabe des wiederbelebten Ruhr-Jazzfestivals diskutiert eine Podiumsrunde jetzt über das Thema „Ruhr-Jazzszene“: Das Festival mit mehreren Protagonisten aus dem Ruhrgebiet legt die Vermutung nahe, dass diese zumindest existiert.
In Köln sägen derweil einige Unruhen am festen Stand der Jazzer. Im Stadtgarten und seinem neuen aufgewerteten Zentrum läuft einiges unrund und vom Engagement des WDR in Sachen Improvisierte Musik ziehen sehr dunkle Wolken auf – hier soll insbesondere der Jazz über einen Kamm geschert und in Mischformen outgesourct werden. Von verschiedenen Instanzen zuarbeitender freier Journalisten wurde sich bereits verabschiedet, genauere Infos bleiben aber verdunkelt – lasset uns beten.
Im Ruhrgebiet sprießt dagegen der Frühling. Hier lohnt seit dreißig Jahren die Fahrt nach Gronau, wo das Jazzfest Stars wie John McLaughlin, Biréli Lagrène, David Sanborn, Joshua Redman oder die Band Level 42 begrüßt. Das Fest startet am 28.4. und endet am 5. Mai.
Im Zentrum Bochum wirkt das Ruhr-Jazzfestival zunehmend geerdet. Hier dient das Kunstmuseum als Mitveranstalter. Lockt Gronau mit großen Namen, setzt Bochum auf gestandene ortsansässige Künstler der oft frei improvisierenden Szene wie den Holzbläser Florian Walter, der in diesem Jahr den Westfalen-Jazzpreis erhält. Die Ruhr-Ikonen Martin Blume und Stefan Keune präsentieren ihre Trios neben Promi-Verbindungen wie dem „New Standard Trio“ der Amerikaner Jamie Saft, Steve Swallow und Bobby Previte – diese Musik kann sogar den Mainstream-Swingern ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. An den kürzlich verstorbenen Jazztrompeter Tomasz Stanko erinnern einige polnische Kollegen, die Bass-Legende Barre Philips feiert selbst ihren 80sten Geburtstag, und ein weiterer Höhepunkt entführt ebenfalls in vergangene Zeiten: Mit „The Ginger Baker Jazz Force“, benannt in Erinnerung an „Air Force“ und „African Force“, gastiert Baker, der im Trio „Cream“ mit Eric Clapton und Jack Bruce berühmt geworden ist.
Ruhr-Jazzfestival | 26. - 28.4. | Kunstmuseum Bochum | www.ruhr-jazzfestival.de
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