Spielzeitauftakt an allen Bühnen. Besonders die Kunstsparte Tanz startet in diese neue Spielzeit mit einem massiven Angebot. Fast scheint es, als wären seit der Vorstellung des Tanz-Entwicklungsplans die Dämme gebrochen. Jede Tänzerin, jeder Tänzer, die etablierten Choreografen, der talentierte Nachwuchs – alle sind von einer Aufbruchsstimmung erfasst, die für den Tanz in Köln nur Gutes bringen kann. Einen Rückschlag würde diese seit Jahren so gebeutelte Kunstsparte nicht mehr verkraften. Junge Künstler gründen wieder Ensembles, setzen ihre künstlerischen und beruflichen Hoffnungen auf diese Stadt, die immer eine kulturell geprägte Stadt war. Mit diesen Zukunfts-Hoffnungen zu spielen wäre fahrlässig. Der sichtbare Willen aller Beteiligten, insbesondere der Ratsfraktionen, muss nun auch zu konkreten Maßnahmen und Entwicklungsschritten führen. Alles andere wäre für die Zukunft des Tanzes in Köln ein Desaster. Köln muss seinen Rang als Tanzstadt wieder zurück erobern! Die Tanzszene hat mit dem Tanz-Entwicklungsplan dazu den Anstoß gegeben. Das war mehr als von ihr zu erwarten war. Die Kulturpolitik muss nun das Anliegen zu ihrem machen und – als ersten Schritt – im Haushalt 2012 entsprechende Mittel für den Tanz vorsehen.
Eine Stadt in Bewegung. Die Tanzszene macht es im September vor. Der Ebertplatz und seine Umgebung werden von den Performance-Künstlern Angie Hiesl/Roland Kaiser bizarr „eingekleidet“. Dressing the City nennen sie ihre bereits laufende Stadt-Intervention URBAN-CITY-URBAN. Und das Team Anja Kolacek/Mark Leßle zeigen zum dritten Mal mit „Alles was tanzt“, dass das tanzende Spektrum der Stadt mehr umfasst als die (sicherlich großartigen) Tanzgastspiele an Schauspiel und Oper. Treffpunkt zum Parforceritt durch die Kölner Tanzlandschaft ist am 17. September im Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste.
Und auch in der Orangerie im Volksgarten wird wieder verstärkt getanzt. Dort wird im September die Reihe TANZKONKRET wieder aufgenommen. 2003 von der Choreografin Silke Z. gegründet, um mit Kompanien anderer Städte zu kooperieren, wird das Label Tanzkonkret sich in Zukunft vorwiegend der Kölner Szene widmen. Kuratiert wird die Reihe von Maika Paetzold, die einen neuen Blick auf den Tanz in Köln und seinen Facettenreichtum eröffnen möchte. Dazu werden die Arbeiten erprobter Choreografen ebenso wie die von jungen Nachwuchstalenten präsentiert. Mit Spannung werden die Arbeiten der Nachwuchskünstler erwartet. Carmen Casagrande geht mit ihrer Performance „Schaufenster“ tatsächlich erst in Schaufenster der Stadt und danach auf die Bühne. Werden Carmen Casagrande, OverheadProject, Paolo Fossa, Mara Tsironi, Schritt.Art Tanzcompany, Reut Shemesh und Rubarb die Namen sein, die wir uns in Zukunft merken müssen? Noch ist die gezielte Nachwuchspflege eine empfindliche Lücke in der Kölner Tanzförderung und No-Name-Nachwuchs-Talente vom Tanzreferat des Kulturamtes abgewiesen worden. Doch das, so möchte man glauben, wird in Köln nicht die Zukunft sein.
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