„Familie bedeutet, dass Großmutter die Tiefkühltorte auf den Tisch stellt“, sagt Kateryna Liashchevska. Im neuen Stück „Haus/Doma/Familie“ der Düsseldorfer Gruppe um Kornelius Heidebrecht, Oleg Zhukov und Martin Kloepfer geht es also um die viel geschmähte, aber offensichtlich nicht totzukriegende Familie in ihren zahlreichen Deutungsmöglichkeiten.
Das Publikum ist zu Besuch gebeten und wird deshalb im Vorfeld mit Blumen ausgestattet. Zur Begrüßung durch die Truppe gibt es dann Hochprozentiges und freundliche Begrüßungsworte. Es geht an eine Tafel, wo gemeinsam Piroggen zubereitet werden. Dann folgen die für Subbotnik typischen kleinen Erzählschnipsel: Kateryna Liashchevska erinnert sich an ihre Großmutter, Leonardo Caire gibt am Vibraphon eine Geschichte von einem Vogel zum Besten, über die es zum Streit kommt. Nadja Duesterberg und Oleg Zhukov versuchen den Laden zusammenzuhalten. Die Erzählungen sind offensichtlich mit persönlichen Erinnerung und aktuellen Erfahrungen aufgeladen. Die Rituale der „Blutfamilie“, um es mit der Autorin Elif Shafak zu sagen, überlagern sich mit denen der „Wasserfamilie“, also im Fall von subbotnik der Künstlerfamilie. Man streitet, verlässt den Raum, kehrt zurück, verträgt sich wieder – als Bindemittel fungiert die Musik. Immer wieder formieren sich die Performer (plus Klarinettist Sebastian Langer, Posaunist Henning Nierstenhöfer und Kornelius Heidebrecht am Harmonium) zu Musikensembles – bis am Ende auch das Publikum zum Tanz eingeladen wird. Ein extrem entspannter, unverkrampfter, vielfältig assoziativer Abend – wie so oft bei Subbotnik.
Haus/Doma/Familie | R: Subbotnik | weitere Termine in Planung | Orangerie Theater | 0221 952 27 09
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