„Nie wieder!“, eine Botschaft, die jedem Besucher des NS-Dokumentationszentrums einleuchten sollte –angesichts der einstigen Folterkeller der Kölner Gestapo und der Nachrichten, die von den Entmenschlichten mit Fingernägeln in die Wände der Verliese geritzt wurden. Leider sind Rassismus, Antisemitismus und Faschismus aber weiterhin Teil unserer Gegenwart – und die Mahnung verhallt im Echo eines möglichen „Schon wieder?“.
Mit „Arrest“ begegnet Regisseurin, Autorin und Performerin Nicola Schubert dem Grauen des nationalsozialistischen Terrors vor allem körperlich. Wohl wird im Zuge des rund einstündigen Audiowalks gesprochen, jedoch im Rahmen eines komplex inszenierten Hörstücks, bei dem verschiedene Sprecher:innen den Protagonist:innen via Funkkopfhörern ihre Stimmen und Gefühle leihen. Der Fokus liegt auf Schuberts Gestik. Mitunter auf minimalistische Gesichtsbewegungen reduziert, erschafft die Schauspielerin in der früheren Nazi-Zentrale Gemütszustände, die ein Spektrum von Leid, Angst, Wut, Hoffnung der gequälten Insass:innen, aber auch die Kaltschnäuzigkeit seitens der Peiniger:innen abdecken. Die auf realen Biografien basierenden Geschehnisse offenbaren das Schicksal von politisch verfolgten Frauen, die in Köln und Dortmund auf Gestapo-Mitarbeiter:innen treffen. Schubert dringt dabei mit Vehemenz in die Seelenlandschaften der Figuren und schaut aus deren Pupillen auf Opfer wie Täter:innen.
In einer gnadenlosen Gegenüberstellung der Verhältnisse reflektiert „Arrest“ die Aktualität von Hass und Intoleranz, auf deren Brücken auch nach dem Holocaust die Baumeister Völkischer Wahn und Narzissmus unbeschwert ins Licht wandeln. Der Gang durch die nicht enden wollenden Abgründe des NS-DOK löscht dagegen die Idee von Frieden aus. Hier wird nichts mehr gut. Im Hof der Einrichtung erwartet das Publikum die einstige Hinrichtungsstätte. Im Quader, das von menschengroßen Spiegeln umgeben ist, blickt das Publikum auf das Wesen des Unheils. Die Auseinandersetzung mit dem Erbe der Schuld wird unvermeidlich.
Arrest | 17., 18.10. je 19 Uhr | NS-Dokumentationszentrum Köln | 0221 22 12 63 32
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