„Kultur ist für mich ... die Seele der Gesellschaft. Ohne Kultur wissen wir nicht, wer wir sind“, steht auf einer der ausgelegten Postkarten mit Wunsch zur Ergänzung des Satzes im NS Dokumentationszentrum Köln. Es folgen weitere Aufforderungen: Auf die Frage „Was würdest du retten?“ geben die Besucher:innen teils essentielle Antworten wie etwa „Liebe“, aber auch ganz persönliche wie „Den Fußball“ oder „Mein Handy“.
Zeit zum Sinnieren wird den Gästen der Wanderausstellung „Kulturretter:innen“ im einstigen Gestapo-Hauptquartier auch nach Beschriften der Postkarten zugestanden. Als Moderatoren führen die Schüler Estera und Oleg per Videoclips durch die Räume. An 14 zeltartigen Stelen werden neben Zeitzeug:innen der NS-Diktatur auch nachgeborene Bürger:innen und deren Engagement für eine aufgeklärte Gesellschaft porträtiert. Zusätzlich zu Infotexten laden Audiostationen zur Bekanntschaft mit den Persönlichkeiten ein, die späteren Generationen ihr Verständnis von Kultur überliefern möchten. Darunter befinden sich NS-Widerstandskämpferin Gertrud „Mucki“ Koch (1924-2016) von den Kölner Edelweißpiraten und Künstlerin Ursula Rösner, die ihre jüdische Familiengeschichte in emotionalen Kunstwerken weiterleben lässt. „Ihr werdet nicht so viele Kerzen finden, um allen zu gedenken, die Hitler ermordet hat … Ich bitte euch nur um eines: Dass wenigstens einer von uns die Wahrheit in die Welt trägt …“, schreibt Holocaust-Überlebende Klara Golatschowa in einer Strophe ihres melodielosen Liedes, das während der Haft im KZ Petschora entstand. Emmanuel Meshvinski las die Worte der gebürtigen Ukrainerin und ließ sie in ein Musikstück seines 2018 gegründeten Jewish Chamber Orchestra einfließen. Dass die Lebensgeschichten verfolgter Menschen auch in Graphic-Novels als bildintensive Erzählungen aufgearbeitet und somit einer jungen Generation zugänglich gemacht werden, belegt der Comic von Jaka Smerkolj Simoneti. Das Buch handelt von Stanka Krajnc Simoneti, die im Jahr 1944 als 16-Jährige von der SS ins Jugend-KZ Uckermark verschleppt wurde. Viele Jahre später berichtet die slowenische Ärztin ihrem Enkelsohn von den Geschehnissen.
Kulturretter:innen | bis 11.8. | NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln | museenkoeln.de/ns-dokumentationszentrum
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