Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
1 2 3 4 5 6 7
8 9 10 11 12 13 14

12.573 Beiträge zu
3.797 Filmen im Forum

„Kulturretter:innen“
Foto: Thomas Dahl

Zeitlose Seelenstifter

19. Juni 2024

„Kulturretter:innen“ im NS-Dok – Spezial 06/24

„Kultur ist für mich ... die Seele der Gesellschaft. Ohne Kultur wissen wir nicht, wer wir sind“, steht auf einer der ausgelegten Postkarten mit Wunsch zur Ergänzung des Satzes im NS Dokumentationszentrum Köln. Es folgen weitere Aufforderungen: Auf die Frage „Was würdest du retten?“ geben die Besucher:innen teils essentielle Antworten wie etwa „Liebe“, aber auch ganz persönliche wie „Den Fußball“ oder „Mein Handy“.

Zeit zum Sinnieren wird den Gästen der Wanderausstellung „Kulturretter:innen“ im einstigen Gestapo-Hauptquartier auch nach Beschriften der Postkarten zugestanden. Als Moderatoren führen die Schüler Estera und Oleg per Videoclips durch die Räume. An 14 zeltartigen Stelen werden neben Zeitzeug:innen der NS-Diktatur auch nachgeborene Bürger:innen und deren Engagement für eine aufgeklärte Gesellschaft porträtiert. Zusätzlich zu Infotexten laden Audiostationen zur Bekanntschaft mit den Persönlichkeiten ein, die späteren Generationen ihr Verständnis von Kultur überliefern möchten. Darunter befinden sich NS-Widerstandskämpferin Gertrud „Mucki“ Koch (1924-2016) von den Kölner Edelweißpiraten und Künstlerin Ursula Rösner, die ihre jüdische Familiengeschichte in emotionalen Kunstwerken weiterleben lässt. „Ihr werdet nicht so viele Kerzen finden, um allen zu gedenken, die Hitler ermordet hat … Ich bitte euch nur um eines: Dass wenigstens einer von uns die Wahrheit in die Welt trägt …“, schreibt Holocaust-Überlebende Klara Golatschowa in einer Strophe ihres melodielosen Liedes, das während der Haft im KZ Petschora entstand. Emmanuel Meshvinski las die Worte der gebürtigen Ukrainerin und ließ sie in ein Musikstück seines 2018 gegründeten Jewish Chamber Orchestra einfließen. Dass die Lebensgeschichten verfolgter Menschen auch in Graphic-Novels als bildintensive Erzählungen aufgearbeitet und somit einer jungen Generation zugänglich gemacht werden, belegt der Comic von Jaka Smerkolj Simoneti. Das Buch handelt von Stanka Krajnc Simoneti, die im Jahr 1944 als 16-Jährige von der SS ins Jugend-KZ Uckermark verschleppt wurde. Viele Jahre später berichtet die slowenische Ärztin ihrem Enkelsohn von den Geschehnissen.  

Kulturretter:innen | bis 11.8. | NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln | museenkoeln.de/ns-dokumentationszentrum

Thomas Dahl

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

A Killer Romance

Lesen Sie dazu auch:

„Gedenken ist kein rückwärtsgerichtetes Tun“
Seit rund einem Jahr leitet Henning Borggräfe das NS-Dok – Interview 10/23

Symbole für die Ewigkeit?
„Haut, Stein“ im NS DOK – Kunst 10/22

Gott und Nationalsozialismus
Theo Beckers Bilder im NS DOK – Kunst 07/22

Die letzte Bastion der Freiheit: Humor
„Philibert & Fifi“ im EL-DE Haus – Interview 10/21

Humor gegen Unmenschlichkeit
„Philibert und Fifi“ im EL-DE Haus – Kunst 09/21

Nicht politisch
„1934 – Stimmen“ von Futur3 fragt, wie Menschen sich radikalisieren – Auftritt 10/20

„Eine Gefahr für die Demokratie“
Christian Fuchs über das Netzwerk der Neuen Rechten – Interview 10/19

Spektrum der Erlebnisse
Ausstellung über Kölner Kriegserfahrungen im NS-DOK – Spezial 09/19

Mord in roten Roben
Ausstellung zum Volksgerichtshof des NS-Dok – Spezial 03/19

Die nächsten Generationen
„Nachlass“ im Odeon – Foyer 10/18

Klebrige Etikettierungen
„Angezettelt – Antisemitische und rassistische Aufkleber von 1880 bis heute“ im NS-Dok – Spezial 09/18

TV-Meilenstein über Judenvernichtung
Reihe des NS-DOK zeigt „Holocaust“ – das Besondere 09/18

choices spezial.

Hier erscheint die Aufforderung!