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Foto: Matthias Jung

Überladenes Gezwitscher

30. Januar 2025

Elfriede Jelineks „Am Königsweg“ und „Endsieg“ in Bonn – Theater am Rhein 02/25

Als Donald Trump 2016 zum ersten Mal Präsident der USA wurde, reagierte Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek unverzüglich. Ihr Stück „Am Königsweg“ skizzierte mit der ihr eigenen Sprachgewalt die Machtstrukturen und die gesellschaftlichen Irrwege, die zum Aufstieg von Trump und der Neuen Rechten allgemein führten. Nach dessen Wiederwahl entstand nun „Endsieg“, das nach der von Falk Richter inszenierten Uraufführung in Hamburg nun erstmals zusammen mit „Am Königsweg“ am Schauspiel Bonn zur Aufführung kommt. Regisseurin Katrin Plötner hat versucht, das monströse Konvolut auf zwei Stunden einzudampfen und Jelineks Bildern gerecht zu werden. Was ihr teilweise gelingt. So ist die größte Schwäche des Bühnenwerks nicht etwa das Spiel – sondern die Vorlage.

Jelineks Text ist überladen mit Wortspielen und Umdeutungen, mit Metaphern, Bildern, Anspielungen und anderen literarischen Stilmitteln, manche recht plump, andere durchaus elegant. Vieles klingt erst beeindruckend, wird aber auf Dauer ermüdend. Die rhetorischen Figuren werden inflationär gebraucht und damit ihrer Wirkmacht und Daseinsberechtigung beraubt; sie mutieren zu bloßen Floskeln und literarischer Effekthascherei. Das ist umso bedauerlicher, als Jelinek durchaus gute Ideen hat, während sie ihre blinden Seher und ihre ungehörten Propheten auflaufen lässt, ihre närrischen Könige und ihre hochmütigen Narren, die mit Zündhölzern spielen und sich wundern, dass die Welt zu brennen beginnt.

Das starke Ensemble (Sophie Basse, Ursula Grossenbacher, Lydia Stäubli, Christian Czeremnych, Wilhelm Eilers, Christoph Gummert und Timo Kählert) bemüht sich redlich, den Worten Substanz zu geben und die sprachlichen Bilder in visuelle zu übersetzen. Dabei hilft es, dass Katrin Plötner – im Gegensatz zu Falk Richter – nicht noch die Bühne mit allem zustellt, was die Requisite hergibt. Andererseits ist zumindest ein Teil von Jelineks Text längst von einer noch groteskeren Wirklichkeit überholt worden. Ein Problem, das jeder politische Kabarettist bestens kennt – und das sich im Theater noch verstärkt. Schon 2017 schrieb Christine Drössel in ihrer Kritik zur Hamburger Inszenierung von „Am Königsweg“: „Dann geht man raus und ist auch nicht klüger als zuvor. Oder irgendwie erlöst. Nicht einmal erbost“. Daran hat sich nichts geändert.

Am Königsweg / Endsieg | 2., 8., 15., 20.2., 1., 12., 28.3. je 19.30 Uhr | Schauspielhaus Bad Godesberg | 0228 77 80 22

Thomas Kölsch

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