Molière gehört nicht zu bevorzugten Autoren der freien Szene. Wenn also das Nö-Theater sich des Klassikers anlässlich seines 400. Geburtstages unter dem Titel „Molière.Macht.Melatonin“ widmet, durfte man gespannt sein. Regisseur Janosch Roloff und das Ensemble hatten sich das frühe Stück „Die Lästigen“ rausgesucht, das den Versuch eines Paares beschreibt, in Ruhe sich seine Liebe zu erklären, dass aber ständig durch geschwätzige Bekannte gestört wird.
Das Nö-Theater macht daraus eine in historisierenden Kostümen gespielte komische Reflexion über das Theatermachen selbst: Da klagt die Truppe, den Text nicht behalten zu können. Ein vermeintlicher Kritiker schaltet sich ein und übernimmt die Rolle Ludwig XIV. Es wird über Metatheater, Crossgender, Lars Eidinger und Molières Probleme schwadroniert. Letztlich aber dreht sich alles um eine letzte Probe vor dem Auftritt in Gegenwart des Königs. Asim Odobašić, Lucia Schulz, Asta Nechajute, Anne Müller, Yannick Hehlgans und Felix Höfner gelingt durchaus ein unbändig komisches 90-minütiges Making of. Nichtsdestotrotz bleiben Sachverhalte wie Premierendruck, Finanzschwierigkeiten, Schauspieler:innenlaunen oder unfertige Textvorlagen als Parallelen zwischen Molière und der freien Szene doch zu unspezifisch. Und auch die dann noch angehängten Bruchstücke aus den „Lästigen“ wirken merkwürdig disparat. Selbstverständlich hat auch heute das sinnlose Geschwätz Konjunktur, doch die Themen und Formen sind völlig andere als zu Molières Zeiten. Insofern wirkt das Stück nur noch als lästiger Appendix und lässt den Abend aus der Balance kippen.
Moliére.Macht.Melatonin | R: nö theater | 6.-8., 10., 12.-17.7. | Kleines Theater Bad Godesberg (Open Air) | 0228 36 28 39
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