Langsam, betörend und gefüllt mit mahnenden Stimmen bahnt sich das Wasser als Hauptakteur von „Liquid“ seinen Weg vom Ebertplatz bis zum nahegelegenen Rhein. Teil zwei des Nachhaltigkeitszyklus von Wehr51 befasst sich nach dem Auftakt „Le Cri – Sterbebegleitung einer Eiche“ (2023) mit der wertvollsten Ressource des Planeten in einem theatralen „Audiowalk“ zu elementaren Fragen über die Zukunft des (Über-)Lebens.
Das mit Kopfhörern ausgestattete Publikum folgt dabei einer Forscherin, während deren wissenschaftlichen Experimenten eine Erzählerinnenstimme an die fundamentalen Eigenschaften des Elements erinnert. Wie einen zerbrechlichen Kinderwagen schiebt Darstellerin Asta Nechajute ihr mobiles Labor über versiegelte und erdene Pfade rund um die belebte Location als moderne Mutter Courage, die ihre Bestimmung in der aufopfernden Befriedung des menschengemachten Konflikts mit der Natur gefunden hat. Keine selbstbereichernden Offerten wie Brechts Abbild der umherziehenden Geschäftsfrau im Dreißigjährigen Krieg, sondern eine freie Auswahl von Informationen zum bedenklichen Umgang mit der Umwelt und Handlungsoptionen bestimmen die Angebote der zeitgenössischen Schauspielerin. Während rund 80 Minuten begeben sich Ensemblemitglieder und Publikum auf eine naturwissenschaftlich-mythologische Reise zu den Anfängen und sich bereits abzeichnenden Enden des Lebens. Das Stück ist ohne Kenntnis des ersten Teils der Klima-Themenreihe verständlich und berührt trotz oder wegen seiner dramaturgischen Nüchternheit.
Liquid | Zusatztermine auf Anfrage | Wehr51 | 0160 802 09 96
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