Sie gingen nicht auf Beutezüge, sondern kämpften für ihre Freiheit: Die jugendlichen Mitglieder der Kölner Edelweißpiraten meuterten in den 1930er und 40er Jahren gegen die Einschränkungen durch das NS-Regime und erteilten der Gleichschaltung im totalitären Staat eine Absage. Für ihre Ideale gaben einige von ihnen ihr Leben.
Regisseurin Frederike Bohr inszeniert in der Müngersdorfer Außenstätte der Tanzfaktur das dokumentarische Schauspiel „Edelweißpiraten“ mit Live-Musik als Erinnerung an zeitlose demokratische Werte. Das Ensemble aus Berufsschauspieler:innen und Jungdarsteller:innen wechselt zwischen nüchterner Protokollierung anhand Gestapoaufzeichnungen und aufwühlender Schilderung aus Sicht der Protagonisten. Hier greifen charismatische Bühnenpräsenz (Pierre Siegenthaler als SS-Mann, Luise Kinner als Edelweißpiratin Gertrud „Mucki“ Koch) und natürliche Aura der verschüchtert bis euphorisiert agierenden Nachwuchsakteure ineinander. Die Gegensätze kreieren eine Atmosphäre, in der straff durchorganisierte Diktatur und mitunter naiver Liberalismus vehement aufeinanderprallen. Die Überwindung des Systems gelingt in „Edelweißpiraten“ nicht mit dem Siegeszug der alliierten Streitkräfte. Der Triumpf offenbart sich im humanistischen Gemeinschaftsgefühl weniger Menschen, die dem Fanatismus der Massen die Stirn bieten und das Recht auf Individualität feiern. Mit Bezügen zu aktuellen rassistischen und antisemitischen Vorfällen in der Domstadt gelingt dem Stück ein fließender Übergang in die Gegenwart.
Edelweißpiraten | Weitere Termine in Planung | Tanzfaktur, Außenspielstätte im Technologiepark Köln-Müngersdorf | 0221 470 45 13
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