Seit dem 6. Juni 2014 tourt eine besondere Ausstellung durch Europa. Mit „Routes of Liberation: das europäische Erbe des II. Weltkrieges“ will die niederländische Stiftung Liberation Route Europe die Geschichte der Befreiung Westeuropas von Nazi-Deutschland „für die heutigen Menschen und kommende Generationen“ lebendig halten. Der Weg der Alliierten von der Invasion in der Normandie bis zur Kapitulation des NS-Regimes am 8. Mai 1945 wird entlang des jeweiligen Front-Verlaufs nachgezeichnet und an entsprechenden Orten präsentiert. „Damit soll eine wichtige Episode in der Geschichte Europas, in der die Freiheit verlorenging und zurückgewonnen wurde, wieder zum Leben erweckt“ werden, so die Stiftung.
Der Mai ´45 ist freilich nicht der Schlusspunkt, denn es geht um ein politisches Programm. Auch Polen, „ein Land, das nach dem Zweiten Weltkrieg unter die Vorherrschaft der Sowjetunion geriet“ und später seinen „Weg in die Freiheit“ fand, ist Teil der Erzählung. Freiheit statt National- und/oder Sozialismus also. Zu den Partnern der Stiftung gehören neben Universitäten und Museen vor allem Veteranen- und Tourismusverbände.
Freiheit also als zentrale Botschaft bei der Bewältigung der Vergangenheit. Die gemeinsame Beschwörung von Freiheit und Frieden hat schon zu Zeiten des Kalten Krieges gute Dienste geleistet, auch heute wohnt der Kombination noch immer ein gewisser Zauber inne. Wenn da nicht die dominante Ideologie des Neoliberalismus wäre, die „Freiheit“ längst nicht mehr mit Menschenrechten und Menschenwürde verbindet, sondern für den ungezügelten Zugriff des (Finanz)Kapitals auf alle Lebensbereiche eintritt. Der Glaubwürdigkeit einer „freiheitlichen Geschichtspolitik“ und des „europäischen Befreiungskampfes“ hilft das wenig. Auch nicht, wenn „unsere“ Freiheit und „unser“ Frieden vorgeblich schon am Hindukusch oder vor Somalia verteidigt werden. Die Europäische Union mag den Friedensnobelpreis erhalten haben, befriedet ist Europa noch lange nicht. Nicht nur wegen der Balkankriege. Heute werden die südöstlichen Regionen als „sicher“ eingestuft, um die von dort geflüchteten Roma und Sinti schneller abschieben zu können. Frieden ist schließlich mehr als die Abwesenheit von Krieg. Derweil marschieren die westlichen Armeen durch den Rest der Welt und setzen Zeichen. In Vietnam wie in Afghanistan, in Syrien und Libyen wie im Irak, in Abu Ghuraib wie in Grenada. Für „Frieden“ und „Freiheit“.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Aus der Mitte der Gesellschaft
Tunesien: Das Licht des arabischen Frühlings strahlt noch – THEMA 02/16 GUTE ZEIT
Mangelware Arabisch
Funkhaus Europa sendet Nachrichten für Flüchtlinge – Thema 02/16 Gute Zeit
„Die Zukunft ist föderal“
Gerd Holl, 2. Vorsitzender des Vereins Tabarka e.V., über die Zukunft Tunesiens – Thema 02/16 Gute Zeit
Die Verbrechen der Freunde
Die Aufdeckung der Massenvergewaltigungen des 2. Weltkrieges verändert unser Geschichtsbild – Textwelten 06/15
Weltoffene Klassiker
Navid Kermani liest aus „Zwischen Koran und Kafka“
Clip für den Frieden
Wie zwei Frauen die ganze Welt berühren
Preis für den Frieden
Was der Friedensnobelpreis über den Frieden verrät – THEMA 11/14 FRIEDEN
„Sicher nicht die Heimat verteidigt“
Frank Möller über die Erinnerungskultur am Beispiel Hürtgenwald – Thema 11/14 Frieden
Gegen welche Regel?
Intro – Flucht und Segen
Rassismus kostet Wohlstand
Teil 1: Leitartikel – Die Bundesrepublik braucht mehr statt weniger Zuwanderung
„Ein Überbietungswettbewerb zwischen den EU-Staaten“
Teil 1: Interview – Migrationsforscherin Leonie Jantzer über Migration, Flucht und die EU-Asylreform
Ein neues Leben aufbauen
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Verein Mosaik Köln Mülheim e.V. arbeitet mit und für Geflüchtete
Schulenbremse
Teil 2: Leitartikel – Was die Krise des Bildungssystems mit Migration zu tun hat
„Die Kategorie Migrationshintergrund hat Macht“
Teil 2: Interview – Migrationsforscher Simon Moses Schleimer über gesellschaftliche Integration in der Schule
Bildung für Benachteiligte
Teil 2: Lokale Initiativen – Der Verein für multikulturelle Kinder- und Jugendhilfe in Bochum
Zum Schlafen und Essen verdammt
Teil 3: Leitartikel – Deutschlands restriktiver Umgang mit ausländischen Arbeitskräften schadet dem Land
„Es braucht Kümmerer-Strukturen auf kommunaler Ebene“
Teil 3: Interview – Soziologe Michael Sauer über Migration und Arbeitsmarktpolitik
Ankommen auch im Beruf
Teil 3: Lokale Initiativen – Bildungsangebote für Geflüchtete und Zugewanderte bei der GESA
Das Recht jedes Menschen
Die Flüchtlings-NGO Aditus Foundation auf Malta – Europa-Vorbild Malta
German Obstacle
Hindernislauf zur deutschen Staatsbürgerschaft – Glosse
Weihnachtswarnung
Intro – Erinnerte Zukunft
Aus Alt mach Neu
Teil 1: Leitartikel – (Pop-)Kultur als Spiel mit Vergangenheit und Gegenwart
„Früher war Einkaufen ein sozialer Anlass“
Teil 1: Interview – Wirtschaftspsychologe Christian Fichter über Konsum und Nostalgie
Spenden ohne Umweg
Teil 1: Lokale Initiativen – Das Netzwerk 2. Hand Köln organisiert Sachspenden vor Ort
„Nostalgie verschafft uns eine Atempause“
Teil 2: Interview – Medienpsychologe Tim Wulf über Nostalgie und Politik