Im „Pascha“, Kölns einzigem Laufhaus mit Kulturprogramm bzw. Jazzambitionen, musste ein für Anfang Mai angesetzter Konzerttermin mit der Fusion-Gitarrenlegende Al Di Meola abgesagt werden. Schuld daran ist die Feministin Alice Schwarzer, bekannt auch aus der beinahe gleichnamigen Geld-Affäre, die den Jazzmusiker über die Art des Etablissements aufklärte. Dabei spielten in dem prächtigen Konzertclub bereits andere internationale Größen wie Bill Evans, Randy Brecker und Meolas Fusion-Kollegen Mike Stern oder zuletzt Jeff Lorber. Auch die gastierenden Stimmungskapellen wie Die Räuber erhielten keine Warnung von der hilfsbereiten Alice: Al Di Meola hat jetzt sofort reagiert. So wurde in diesem Fall dem kulturellen Engagement der Rotlichtszene ein Strich durch die Rechnung gemacht.
Gegenläufige Kräfte agieren im Kölner Stadtgarten: Hier geht es dem durch das „Gesetz über die Sonn- und Feiertage“ zur Stille verdammten Karfreitag an den Kragen. Subversive Kräfte haben analysiert, dass sich das Verbot auf „angenehmen Zeitvertreib, Geselligkeit sowie Erholung und Entspannung“ beschränkt – eigentlich dürfte also jeder normale Abend der „Improvisierten Musik“ stattfinden. Die Betreiber haben aber zur Sicherheit, die ja momentan sehr großgeschrieben wird, verschiedene prominente avantgardistische Künstler wie Hayden Chisholm, Markus Stockhausen und Christian Lillinger gebeten, spezielle Veranstaltungen zu den explizit erlaubten Themen „Trauer, Totengedenken und innere Einkehr“ anzufertigen: Im Puff, da bleibt die Bühne leer, dafür gibt’s im Stadtgarten Karfreitag was auf die Ohren. Das Leben bleibt ein Nehmen und Geben.
An diesem „Good Friday“ im Stadtgarten wird erstmals eine neue Sitzplatz-Reservierung möglich sein, eine erste Novität im Zuge des organisatorischen Umbaus zum „Europäischen Zentrum für Jazz und aktuelle Musik“.
Der April feiert aber auch ein besonderes Jubiläum im Stadtgarten, wenn das Cologne Contemporary Jazz Orchestra im Heimathafen musikalisch die 15-jährige Orchestergeschichte revuepassieren lässt. Diese niemals fest subventionierte Big Band ohne festen Leader hat sich mit drei CD-Produktionen und ungezählten zeitgemäßen Projekten jüngerer Komponisten um den zeitgenössischen Jazz wirklich verdient gemacht. Und wer sollte dies zu würdigen wissen, wenn nicht das „Europäische Zentrum“: So sehen die Musiker, beim „Jubiläumskonzert“ in einer exklusiven Festtagsbesetzung mit den Heroes der Kölner Szene besetzt, fast alle auch als Komponisten beteiligt, fruchtbaren Tagen entgegen. Denn das Orchester wird, was es eigentlich immer schon ist, nur jetzt vielleicht mit einem eigenen kleinen Etat oder gesicherter Projektförderung: die Big Band des „Europäischen Jazz-Zentrums“.
„Good Friday“ | Fr 14.4. 20 Uhr | Stadtgarten, Köln | 0221 28 01
Cologne Contemporary Jazz Orchestra | So 23.4. 18 Uhr | Stadtgarten, Köln | 0221 28 01
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