Es gibt nicht viele Themen, die so häufig angesprochen, gleichzeitig aber so schlecht verstanden werden wie Digitalisierung und Medienkompetenz. Musik- und Medienpädagoge Daniel Schlep versucht eine Medienkompetenz zu fördern, die den Namen verdient hat.
Im seinem früheren Leben hat der Dortmunder die Marketingabteilungen verschiedener großer Unternehmen durchlaufen, bevor er im Bereich der Medienkompetenz aktiv wurde. Nun unterrichtet er Schulklassen, hält Vorträge, gibt Workshops und Einzelunterricht, vor allem im Ruhrgebiet. Ihm gehe es darum, Kreativität zu fördern. Statt Belehrungen gehören das Schneiden von Videos oder das Programmieren von Spielen zum Programm.
Wichtig sei, dass man die Alternativen zu den Oligarchen des Internets kenne. Zusammen mit der Initiative DO-FOSS (Dortmund Free and Open Source Software) setzt sich Schlep daher für die Nutzung von Freier Software ein. Und das mit Erfolg – die Stadt Dortmund ist mittlerweile eine Vorreiterin bei der Nutzung alternativer Software.
Die herrschende Medien(in)kompetenz
Digitalisierung werde hierzulande synonym zu Ausstattung gebraucht, so Schlep. Durch den flächendeckenden Einsatz von iPads an Schulen werde vor allem eins erreicht: Abhängigkeit. „Ein iPad hat in der Schule nichts verloren.“ Die Geräte seien überhaupt nicht zum Arbeiten gedacht, sondern als Unterhaltungsmedium entworfen. So könnten Marken wie Apple oder Microsoft ihre Produkte und ihre Software schon bei Kindern verankern. Einige Schulen würden langsam anfangen, das zu hinterfragen. Von verschiedenen Schulleitungen hat Schlep erfahren, dass man sich vor allem klare, verbindliche Regeln wünsche.
Wenn es um Digitales geht, ist scheinbar verlernt worden, was Kompetenz bedeutet. Schlep spricht mittlerweile von „Medieninkompetenz“ – beispielsweise wenn sich ein iPad-Beauftragter des Landes in der Schule nicht mit dem Whiteboard verbinden kann oder der Datenschutz-Vortrag einer großen Medieninstitution über Zoom stattfindet und lediglich zeigt, wo man in den Google-Einstellungen die digitalen Kippschalter ausstellen kann, die das Tracking kontrollieren. Man müsse sich das Ganze wie einen digitalen Haushalt vorstellen, über den wir keine Kontrolle mehr haben. Geräte seien so programmiert, dass sie ihren Besitzern eigentlich nicht gehören.
Datenschutz und Meinungsmache
Persönliche Daten sind längst ein großes öffentliches Thema – sonderlich viel hat sich allerdings nicht geändert. Noch immer nähmen wir allzu oft Konto- oder Onlinezwänge in Kauf. „Ein Account ist eine Lebensentscheidung“, sagt Schlep dazu. Vieles gehe hier auf die „Konsumdressur“ der 80er Jahre zurück. Alternativen gibt es, man müsste sie nur nutzen. Zudem geht die Frage des Datenschutzes weit über Cookies und Werbung hinaus. Es gehe auch um die Demokratie, um politische Beeinflussung. Eine seiner großen Sorgen sei die Normalisierung von Beeinflussung, so Schlep. Bekannt wurde diese Beeinflussung zuletzt durch die Firma Cambridge Analytica und ihren Einfluss auf den Wahlsieg Trumps und den Brexit. Auch hierzulande bauen die Parteien bereits auf personalisierte Wahlwerbung.
Für Schlep kann Besserung nur durch Aufklärung erreicht werden. Dazu muss zunächst deutlich werden, dass Digitalisierung mehr ist als nur Ausstattung, und Kompetenz mehr als nur Bedienung.
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