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Giulia Montanari singt in Essen „Die Gärtnerin aus Liebe“
Foto: Volker Wiciok

Opernregisseur mit Swing im Blut

20. Oktober 2021

Mozarts „La finta giardiniera“ in Essen – Oper in NRW 10/21

Ondřej Havelka verkörpert einen Künstlertypus, den man früher einmal einen „Tausendsassa“ genannt hätte – oder gar, wie seine österreichischen Nachbarn zu sagen pflegen: einen „Wunderwuzzi“. In seiner Heimat Tschechien ist er jedenfalls für gleich mehrere Genres bekannt: zuerst einmal als Bandleader und Sänger seiner Prager Swingformation „The Melody Makers“. Dann aber auch als Schauspieler: Mitte der 1980-er trat er in dem auch hierzulande populären Kinderfilm „Der Zauberrabe Rumburak“ sowie in der Fernsehserie „Die Tintenfische aus dem zweiten Stock“ auf. 1991 holte ihn kein Geringerer als Steven Soderbergh an das Set zu seinem Biopic „Kafka“, wo er neben Hollywoodstars wie Jeremy Irons und Alec Guinness eine kleine Rolle hatte. Von der Schauspielerei trieb es ihn schließlich zur Regie – genauer gesagt: zur Opernregie. Leoš Janáčeks Oper „Das schlaue Füchslein“ brachte er am Prager Nationaltheater auf die Bühne, Smetanas „Verkaufte Braut“ in Brünn. Erstmals führt er nun auch in einem deutschen Opernhaus Regie. Die Essener Aalto-Oper zeigt seine Inszenierung des Mozartschen Jugendwerks „La finta giardiniera“ – „Die Gärtnerin aus Liebe“.

Mozart, ebenfalls ein Multitalent, war gerade einmal 18 Jahre alt, als er 1775 vom Münchner Hofmusikintendanten Graf Josef Anton von Seeau den Auftrag erhielt, eine Oper für den Münchner Karneval zu komponieren. So groß der Vertrauensbeweis des Intendanten gegenüber einem Jungspund wie Mozart auch war, mit seiner Entscheidung für ein Textbuch des bewährten Buffo-Librettisten Giuseppe Petrosellini als Vorgabe tat er dem Komponisten keinen Gefallen. Petrosellini übertrieb es schlicht mit den Verwechslungs- und Verwirrspielen der frivolen Beziehungskomödie, dass sich die Komik vielfach totläuft. Der junge Mozart ließ sich von solchen Widrigkeiten allerdings nicht ausbremsen, und so bemerkte schon der Dichter Christian Schubart zur Uraufführung: „Genieflammen zucken da und dort, aber es ist noch nicht das stille, ruhige Altarfeuer, das in Weihrauchwolken gen Himmel steigt. Wenn Mozart nicht eine im Gewächshaus getriebene Pflanze ist, so muß er einer der größten Komponisten werden, die jemals gelebt haben.“

Wie wir heute wissen, lag Schubart mit seiner Einschätzung goldrichtig. Dem wegweisenden Frühwerk allerdings blieb nach anfänglichem Jubel eine über lange Zeit sehr wechselhafte Karriere beschieden. Erst in den 1980-er Jahren erfuhr es wieder größere Anerkennung.

In Essen steht Regisseur Havelka der international profilierte Bühnenbildner Frank Philipp Schlößmann zur Seite, der unter anderem bei den Bayreuther Wagner-Festspielen sowie an großen Bühnen wie der New Yorker Met und dem Royal Opera House in London tätig ist. Am Aalto-Theater war er zuletzt für die Ausstattung von Mozarts „Così fan tutte“ verantwortlich. Am Pult der Essener Philharmoniker dirigiert der Generalmusikdirektor und bekennende Mozart-Liebhaber Tomáš Netopil. Als Gesangssolisten stehen Giulia Montanari (Sandrina), Richard Samek (Don Anchise), Sophia Brommer (Arminda), Dimitry Ivanchey (Graf Belfiore), Bettina Ranch (Cavaliere Ramiro), Christina Clark (Serpetta) und Tobias Greenhalgh (Nardo) auf der Bühne.

La Finta Giardiniera | 2., 7., 17., 21., 31.10., 13., 21.11., 1., 22.12. | Theater Essen | www.theater-essen.de

Karsten Mark

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