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Christine Reifenberger, Friederike Graben und Fabian Hochscheid (v. l.)
Foto: Thomas Dahl

Vorsicht Kunst!

30. Januar 2024

Teil 1: Lokale Initiativen – Der Kölner Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler

Empfindsamkeit, Substantiv, feminin, (die) suggeriert Feinfühligkeit aber auch Zerbrechlichkeit. In der Literaturepoche zwischen Mitte und Ende des 18. Jahrhunderts bezeichnet sie eine ergänzende Strömung zur vernunftbezogenen Aufklärung.

Die Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) setzt sich für die Belange von Kunstschaffenden ein. Deutschlandweit gehören der Solidargemeinschaft rund 10.000 Mitglieder an; sie gilt damit als die hierzulande größte Berufs- und Interessenvertretung professioneller Bildender Künstlerinnen und Künstler. Auch das gemeinnützige Kulturwerk des Kölner BBK schafft Öffentlichkeit für Kunst und Kunstschaffende, will zu besseren Arbeitsbedingungen beitragen. Drei Mitglieder des BBK Köln haben mit choices über Sensibilität und Resilienz gesprochen, über ihre Arbeitsbedingungen und die Wahrnehmung des Publikums.

Wann gefällt ein Werk?

Fabian Hochscheid, der sich insbesondere der Malerei und der Fotografie widmet, ist es gewohnt, wenn Betrachter ihm seine Bilder erklären wollen. Für Kritik ist er offen, wenn sie konstruktiv ist. Sie sei eine Kunst für sich selbst, so Hochscheid, der als eigenes Kriterium die Identifikation mit seinen Werken formuliert. Die Malerin Friederike Graben schätzt emotionale Reaktionen auf ihre Arbeiten unabhängig von Wohlwollen oder Ablehnung als wertvoll, belegten sie doch eine Sinnlichkeit in Bezug auf die Arbeiten. Im Gegensatz zu performativen Kunstformen zeige sich die Wahrnehmung von Malerei verhaltener und vorsichtiger, erklärt die Malerin Christine Reifenberger, die auch als Theatermalerin gearbeitet hat. Werde der Erfolg eines Theaterstücks durch die Vehemenz des Applauses ausgedrückt, bleibe den Maler:innen als Indiz für das Gefallen oftmals nur der Verkauf eines Werkes. „Es gibt keinen Wertekanon außerhalb des Wirtschaftlichen, mit dem die Tätigkeit geschätzt werden könnte.“

Die meisten bildenden Künstler:innen sind kommerziell nicht erfolgreich. Daher mangele es bei Begegnungen außerhalb des Kunstumfeldes oft an Respekt vor dem Beruf, erklärt Friederike Graben. Christine Reifenberger wird deutlicher: „Wir machen vieles umsonst, etwa die Anreise. Das wird fast schon von uns erwartet. Honorar kennen wir kaum.“ Düsseldorf habe Köln im Bereich der Bildenden Kunst längst überholt, weil politische Entscheidungen getroffen worden seien, die zum Abzug vieler Menschen in Städte mit besseren Rahmenbedingungen führten, etwa Berlin, erklärt die international arbeitende Malerin. Fabian Hochscheid sieht das anders: „Ich bin mit dem Kulturraummanagement hier sehr zufrieden. Da hat sich in den letzten Jahren einiges bewegt. Mit neuen Häusern wird die Ateliersituation entspannt.“

Konflikte und Bevormundungen

Trotz unsteter Umsätze erwartet die Öffentlichkeit von Künstler:innen gesellschaftliche Stellungnahmen wie von hoch honorierten Berufspolitiker:innen. „Als Künstlerin fühle ich mich als  Seismographin meiner Zeit. Es geht um menschliche Haltung“, erklärt Reifenberger ihr Credo des individuellen Ausdrucks, mit dem sie sich auseinandersetzen wolle. Oftmals sei Ausstellungsbesucher:innen nicht bewusst, welche Konflikte auch hinter den Präsentationen herrschten, etwa Bevormundungen durch Galerist:innen hinsichtlich der Gestaltung, nennt Christine Reifenberger eine weitere Alltagssituation. In puncto Wahrnehmung wünscht sich Friederike Graben von den Betrachter:innen mehr Mut zur Positionierung. Der Museumspädagogik mit Audio-Guides und überhandnehmenden Erklärungen müsse eigenständiges Denken entgegengesetzt werden. Zurück also zur Besinnlichkeit. 


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Thomas Dahl

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