Donnerstag, 9. Juni: Die offizielle Kölnpremiere feierte Anja Dreschkes Dokumentarfilm bereits einige Tage zuvor im Open-Air-Kino des Radstadions. Am 13. Mai waren dort neben der Filmemacherin auch einige ihrer Protagonisten und Protagonistinnen zu Gast, die sich in und um Köln in mehr als 80 Vereinen ihrem ungewöhnlichen Hobby widmen: Sie schlüpfen in die traditionellen Gewänder von Hunnen oder Mongolen und frönen dem Lebensstil einer längst vergangenen Zeit. In der heimeligen Atmosphäre der Filmpalette war es im Juni dann ungleich einfacher, der Regisseurin Fragen zu ihrem Werk zu stellen, die diese nach der Präsentation auch engagiert beantwortete.
Aus dem Blickwinkel der Ethnologin hatte sich Dreschke entschlossen, die aus dem Karneval hervorgegangene Kölner Leidenschaft, der mittlerweile rund 3000 Mitglieder nachgehen, mit der Kamera zu erforschen. Dass viele der Freizeitmongolen sowohl filmbegeistert als auch Hobbyethnologen sind, begründete Dreschkes Faszination für die Materie. Der Exotismus, mit dem diese Menschen insbesondere die exotischen Elemente der fremden Kulturen wahrnehmen und sich durch Nachahmung zu eigen machen, reizte die Filmemacherin insbesondere.
In Verlauf ihres Films setzte sie zunehmend auf die spirituellen Aspekte der Zusammenkünfte, in denen dem Hang zum Religiösen und Schamanischen nachgegeben wird. Dreschke erzählte, dass sie bei der Radstadion-Premiere durch diese Gewichtung von Seiten der Protagonisten Kritik einstecken musste, dass „Die Stämme von Köln“ von den Porträtierten jedoch insgesamt durchaus positiv aufgenommen wurde, was die Regisseurin sichtlich erleichtert hat.
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