In diesen Zeiten sollte man froh sein über jedes Filmfestival, das stattfinden kann. Und so ist die Ankündigung des Afrika Film Festivals, im September nur ein abgespecktes Programm zu bieten, eine gute. Denn dadurch kann das Festival, das die Veranstalter Filminitiativ e. V. in diesem Jahr Afrika Film Tage Köln nennen, überhaupt erst stattfinden. Vom 17. bis zum 24. September werden unter den bekannten Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen aktuelle und historische Filme gezeigt und – wenn auch in kleinerem Rahmen als gewohnt – Gespräche mit Filmemachern und Experten ermöglicht. Das übliche Schwerpunktthema muss wegfallen. Das Programm ist hingegen facettenreich wie immer.
Das Publikum erhält auch im Jahr von #BlackLivesMatter die Möglichkeit eine große Palette an Filmen zu sehen, die im normalen Kinobetrieb kaum Platz finden. Filme zu Migration, Kolonialismus und Rassismus sind natürlich immer auf dem Festival zu finden. Auch Joel Zito Araújos Dokumentation „My Friend Fela“ über die nigerianische Afrobeat-Legende Fela Kuti kommt nicht ohne Politik aus. In den 60er Jahren hat der legendäre Musiker zusammen mit Drummer Toni Allen Afrobeat erfunden, ihn in den 70er Jahren mit kaum zählbaren Alben – in manchen Jahren waren es bis zu sechs mit meist zwei Seitenlangen Stücken – bis in seine Blütezeit getragen. Durch seinen USA-Aufenthalt lernte er nicht nur den für Afrobeat so essentiellen Funk kennen, sondern wurde durch die Black Panther auch politisch beeinflusst. Im Kontrast dazu stehen sein machistisches Privatleben mit mehreren Frauen und seine Homophobie. Begleitet wird die filmische Erinnerung von Carlos Moore, Fela Kutis offiziellem Biografen, Freund und Experte für Afrikanische und afroamerikanische Kultur.
„Adam“ ist ein Kammerspiel zwischen zwei Frauen und einem Mädchen in Casablanca, das die Schwierigkeiten von Frauen in der nordafrikanischen Männergesellschaft darstellt. Eine junge, unverheiratete Schwangere muss die Geburt ihres Kindes vor ihrer Familie geheim halten. Nun streunt sie ohne Bleibe auf der Suche nach Arbeit durch die Stadt. Schließlich nimmt sie eine alleinerziehende Witwe auf. Das ruhige Drama erforscht die engen Freiräume für Frauen und ihre Grenzen. „Lusala“ aus Kenia widmet sich hingegen dem Schicksal eines Jungen: Der Protagonist flieht vor seinem gewalttätigen Vater in die Stadt, wo er von einer wohlhabenden Familie aufgenommen wird. Später besorgt sie ihm eine Wohnung und einen Job, doch das Kindheitstrauma verfolgt Lusala weiterhin. Der beeindruckende, vor Leben nur so vibrierende Spielfilm „Félicité“ von Alain Gomis erzählt von einer kämpferischen Nachtclubsängerin in Kinshasa. „Paris Stalingrad“ widmet sich wiederum einem Flüchtlingslager in Paris, das von der Regierung vernachlässigt wird. Das führt zu Aktivismus im Lager, um dort die Menschenrechte zu garantieren und einen würdigen Alltag zu ermöglichen, den der Dokumentarfilm begleitet.
Neben diversen Langfilmen präsentieren die Afrika Film Tage Köln auch Special-Screenings, Filmgespräche mit Gästen, Schulvorstellungen, eine Auswahl an LGBTQI-Shorts und einen postkolonialen Stadtrundgang. Aufgrund der Corona-Sonderregelungen werden die meisten Filme zweimal gezeigt.
Afrika Film Tage Köln | 17. - 24.9. | Filmforum NRW | www.afrikafilmfestivalkoeln.de
Programm:
Do. 17.9.:
17:30: Adam (OmU, Filmforum)
20:30: Meu amigo Fela (OmeU, Filmforum)
Fr. 18.9.:
17:30: Meu amigo Fela (OmeU, Filmforum)
20:30: African Shorts - Kurzfilmprogramm (OmeU, Filmforum)
Sa. 19.9.:
14:00: Keep it kraus - Kurzfilmprogramm (OmeU, Filmforum, mit Esther Donkor)
17:30: Lusala (OmU, Filmforum)
20:30: African Shorts - Kurzfilmprogramm (OmeU, Filmforum, mit Ana Flavia Silva und Miss Immigration)
So. 20.9.:
12:00: Félicité (OmU, Filmforum)
16:00: Die Massaker von Setif - Ein anderer 8. Mai 1945 (OmU, Filmforum, mit Mehdi Lallaoui)
19:00: Adam (OmU, Filmforum)
Mo. 21.9.:
17:30: Die Massaker von Setif - Ein anderer 8. Mai 1945 (OmU, Filmforum, mit Mehdi Lallaoui)
20:30: Paris Stalingrad (OmU, mit Hind Meddeb)
Di. 22.9.:
16:00: Klassiker des afrikanischen Kinos: La petite vendeuse du soleil / Le franc (OmU, Filmforum)
19:00: Kurzfilmprogramm (OmU, Filmforum, mit Karimah Ashadu und Romina Dümler)
Mi. 23.9.:
17:30: Lusala (OmU, Filmforum)
20:30: Le choix d'Ali (OmU, Filmforum, mit Hauptdarsteller Yassine Benkhadda)
Do. 24.9.:
17:30: Le choix d'Ali (OmU, Filmforum, mit Hauptdarsteller Yassine Benkhadda)
20:30: Les bienheureux (OmeU, Filmforum)
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