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Regisseur Lemohang Jeremiah Mosese im Filmforum
Foto: Frank Brenner

Kritik am Kapitalismus

24. September 2019

„Hyènes“ im Filmforum – Foyer 09/19

Dienstag, 24. September: Noch bis zum 29. September findet im Filmforum im Museum Ludwig heuer bereits zum 17. Mal das Afrika Film Festival Köln statt. Die Veranstalter vom Film Initiativ Köln e.V. haben in diesem Jahr einen Schwerpunkt auf die Themen „Fundamentalismus und Migration“ gelegt. Zur Aufführung gelangen an insgesamt elf Tagen 75 Filme, 30 internationale Gäste sind ebenfalls mit vor Ort und stellen sich im Anschluss an die präsentierten Filme des Programms den Fragen des Publikums. Das Programm setzt sich in erster Linie aus aktuellen Produktionen aus den unterschiedlichsten Staaten des afrikanischen Kontinents zusammen und lässt damit einmal mehr ein aktuelles Abbild einer Region für uns auf der Leinwand entstehen, was auf herkömmlichen Kinospielplänen leider allzu oft durchs Raster fallen würde. Mitunter ist beim Afrika Film Festival aber auch noch Raum für filmhistorische Betrachtungen. Angesichts der Restaurierung des Films „Hyènes“ (Hyänen) von Djibril Diop Mambéty (1945-1998) aus dem Jahr 1992 gelangte dessen Interpretation des Friedrich-Dürrenmatt-Klassikers „Der Besuch der alten Dame“ hier noch einmal zur Aufführung.

Diane Ciesielski bei der Einleitung, Foto: Frank Brenner

Ausgewählt hatte den Film der zwischen Berlin, New York und Lesotho pendelnde Regisseur Lemohang Jeremiah Mosese, der im Anschluss an die Projektion ein Gespräch mit Dr. Yilmaz Dziewior, dem Direktor des Museums Ludwig in Köln, führte. Einleitende Worte fand Diane Ciesielski, Geschäftsführerin der Freunde des Wallraf-Richartz-Museums und des Museums Ludwig. Für Ciesielski bricht das Afrika Film Festival durch seine Programme regelmäßig mit den Klischeevorstellungen, die man afrikanischen Filmen gegenüber aufgebaut haben mag, und zeigt uns die ganze Bandbreite des Filmschaffens dieses Kontinents. Lemohang Jeremiah Mosese hatte „Hyènes“ für das Festival ausgewählt, weil Mambétys Film „so brillant und so herausragend ist, so viele Facetten enthält und ein Musterbeispiel für hochwertiges, transzendentales Kino“ darstelle. Dr. Dziewior betonte, dass es doch ungewöhnlich sei, dass Mambéty ausgerechnet eine europäische Vorlage gewählt habe, um seine Geschichte zu erzählen. Mosese ließ dieses Argument aber nicht gelten, zumal er in Mambéty keinen afrikanischen Filmemacher, sondern einfach einen Filmemacher sieht. Als solcher habe dieser einen universellen Anspruch an seine Themen und könne auch verschiedene Geschichten aus verschiedenen Ländern erzählen. Außerdem habe er in seiner Interpretation des „Besuchs der alten Dame“ eine beißende Kritik am Kolonialismus eingebaut, die auch in post-kolonialen Zeiten noch ausreichend Substanz geboten habe. Als „Hyènes“ Anfang der 1990er Jahre entstand, wurden Filme noch überwiegend auf 35mm gedreht, was eine enorme Logistik mit sich brachte. Deswegen waren afrikanische Filmemacher seinerzeit gezwungen, sich Produktionspartner in Europa zu suchen, um ihre Arbeiten mit deren Hilfe zu realisieren.

Dr. Yilmaz Dziewior und Mosese beim Publikumsgespräch, Foto: Frank Brenner

Dies bestätigte auch Karl Rössel, der ehemalige Leiter des Afrika Film Festivals Köln, der sich aus dem Publikum in die Diskussion einschaltete: „Afrikanische Filmemacher waren damals gezwungen, nach Europa zu gehen, um ihre Filme zu machen. Paris war damals die Stadt, in der die meisten afrikanischen Filmemacher lebten“, so Rössel. Was die in „Hyènes“ angesprochenen Missstände anbelangt, habe sich in den letzten 27 Jahren nur wenig geändert, ergänzte Lemohang Jeremiah Mosese. Für den jungen Filmemacher, dessen erster abendfüllender Spielfilm „Mother, I Am Suffocating. This is My Last Film About You“ am Donnerstag auf dem Festival zu sehen sein wird, ist Mambétys Klassiker nach wie vor eine universell gültige Parabel über die schädlichen Auswirkungen der Globalisierung und des weltweiten Kapitalismus. Bei Mambéty steht die „Alte Dame“ für den kolonialen Reichtum, der über die in Armut lebenden Menschen hereinbricht – und doch ist sie gleichzeitig auch das Opfer der Geschichte. Insofern habe Mambéty den selbst gesteckten Anspruch an seinen Film erfüllt, den er in einem Interview einst so beschrieb: „Mein Film soll Grenzen überschreiten und den Horizont erweitern. Er soll eine universelle Kritik an unserem internationalen globalen Geld-Wirtschaftssystem sein.“ Zweifellos ist dieser Ansatz heutzutage aktueller denn je.

Text: Frank Brenner

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