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Regisseurin Susanne Binninger zu Gast in Köln

Ein extrem gut vorbereiteter Film

02. Februar 2017

Stranger Than Fiction: „Fighter“ in der Filmpalette – Foyer 02/17

Mittwoch, 1. Februar: Seine Weltpremiere feierte Susanne Binningers neuer Dokumentarfilm „Fighter“ im vergangenen November 2016 auf dem Festival DOK Leipzig. Dort wurde die ungewöhnliche Studie dreier Männer, die sich dem umstrittenen Kampfsport Mixed Martial Arts (MMA) verschrieben haben, mit dem gleichermaßen ungewöhnlichen „Preis Gedanken-Aufschluss“ prämiert, der von einer Jury aus Jugendlichen und jungen Erwachsenen Strafgefangenen der JSA Regis-Breitingen vergeben wurde. Es war nicht die erste Auszeichnung für Binningers Projekt, das in seiner frühen Entwicklungsphase bereits mit 20.000 Euro aus dem Gerd-Ruge-Stipendium unterstützt wurde. Diese Tatsache diente nun auch als Aufhänger für ein Werkstattgespräch, das die Filmkuratorin Sonja Hofmann im Rahmen des „Stranger than Fiction“-Dokumentarfilmfestivals mit der Regisseurin in der Kölner Filmpalette führte. Das seit 2002 von der Film- und Medienstiftung gemeinsam mit dem bekannten Journalisten ausgelobte Stipendium soll der Vorbereitung eines langen Kinodokumentarfilms bis zum ersten Drehtag dienen und ist mit einer jährlichen Gesamtfördersumme von 100.000 Euro die höchste Entwicklungsförderung in Deutschland.

Sonja Hofmann im Gespräch mit Susanne Binninger

Susanne Binninger erläuterte dazu im Werkstattgespräch: „Bei Dokumentarfilmen ist die Stoffentwicklung eigentlich der zentrale Teil, der besonders viel Zeit braucht.“ Deswegen war es für die Filmemacherin äußerst hilfreich, in den Genuss des Stipendiums zu kommen, da sie dadurch die Mittel für eine gute Recherche hatte und bereits einen Trailer zum Filmprojekt produzieren konnte, mit dem sie dann Geldgeber zu finden hoffte. Binningers Trailer überzeugte bereits Joachim Kühn vom Kölner Filmverleih RealFiction, den bundesweiten Vertrieb des Films zuzusagen, obwohl „Fighter“ zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gedreht war. Durch Kühns Vermittlung machte die Berliner Regisseurin die Bekanntschaft mit Erik Winker und Martin Roelly von der Kölner Produktionsfirma Corso Film, die ebenfalls direkt Feuer und Flamme waren und die Finanzierung des Films gemeinsam mit ZDF und 3sat stemmten. „Uns wurde von der Regisseurin ein sehr gutes, szenisch geschriebenes Konzept vorgelegt. Durch das Stipendium war das ein extrem gut vorbereiteter Film. Seine Filmsprache und Kinoqualitäten waren schon im Trailer zu erkennen“, so Erik Winker. In Verbindung mit einer bereits getroffenen Protagonistenvereinbarung mit dem zentralen Darsteller Andreas „Big Daddy“ Kraniotakes stand den eigentlichen Dreharbeiten dann nichts mehr im Wege.

Die Regisseurin beim Publikumsgespräch

In Köln erläuterte Susanne Binninger auch, wie sie auf ihre ungewöhnliche Thematik gekommen war. Denn sie betrieb weder aktiv Kampfsport noch war sie im Vorfeld ein Fan der MMA. Ihr ZDF-Dokumentarfilm „Reine Männersache“ aus dem Jahr 2011 hatte sie auf den Topos des Kriegers oder Fighters aufmerksam gemacht. Ihre erste Einstellung gegenüber dem brutalen Kampfsport, bei dem auch auf schon am Boden liegende Gegner noch eingetreten werden darf, pendelte „zwischen extremer Faszination und totalem Abscheu“. Dennoch war es Binninger wichtig, auch ihre eigenen Vorurteile gegenüber den Mixed Martial Arts genauer unter die Lupe zu nehmen und der Szene, die durch anhaltende negative Berichterstattung in diversen Medien extrem geschädigt war, eine eigene, fundierte Meinung entgegenzusetzen. Dies ist ihr mit „Fighter“ auf beeindruckende Weise geglückt, denn sowohl Kraniotakes als auch die beiden anderen Protagonisten, die im „Combat Club Cologne“ beheimateten Kämpfer Lom-Ali „Leon“ Eskijew und Khalid „The Warrior“ Taha, erweisen sich vor der Kamera als überaus sympathische und auch intelligente Menschen. Für Binninger, die keinen Sportfilm oder eine Reportage im klassischen Sinne vor Augen hatte, war dies ein zusätzlicher Gewinn für ihren Film. Es war der Regisseurin nämlich besonders wichtig, „auch Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt“ der Menschen zu liefern, die sich für diese Kampfsportart entschieden haben, die für viele als Königsdisziplin gilt, weil man hier vom Boxen über das Kickboxen bis zum Wrestling alles beherrschen muss. Nach seinen bisherigen Festivaleinsätzen wird RealFiction den Film voraussichtlich Ende April mit einem regulären Kinostart bundesweit in die Kinos bringen.

Mit den Kölner Produzenten Erik Winker und Martin Roelly
Text/Fotos: Frank Brenner

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