Sie sei ein Kind ihrer Zeit und lasse sich ein gewisses Vibrato nicht nehmen, wenn sie Bach spiele. So ähnlich formulierte Anne Sophie Mutter anlässlich ihres aktuellen runden 60. Geburtstags in einem Radio-Interview. Obgleich individuelle musikalische Entscheidungen und Präferenzen, wie die der renommierten Geigerin, ihre Berechtigung haben, begibt sich das Kölner Originalklang-Festival Fel!X auch 2023 auf die Suche nach dem wahren Sound aus alter Zeit – diesmal mit intensiver Suche im Fokus auf das englischen Repertoire zwischen 1570 und 1930.
„Sagen, Mythen und Legenden“ rücken in den Fokus der vertonten Stoffe. So eröffnet das Ensemble Correspondances mit Matthew Lockes Musiktheaterspektakel „Psyche“, in dem sich Götter und Teufel in der Form der „Semi-Opera“ tummeln, eine Sonderform der Gattung Oper, die im 17. Jahrhundert ihre Position neben dem sehr beliebten Schauspiel halten musste.
Im Mittelteil des Festes steht erneut das vor fünf Jahren gestartete Projekt, Richard Wagners „Rheingold“ in Originalklang zu heben. Kent Nagano heißt der prominente Star, der mit Concerto Köln und jetzt auch mit dem Dresdner Festspielorchester die frühe Probefahrt auf dem Rhein in Konsequenz mit den Dresdner Festspielen auf den gesamten Ring ausgeweitet haben – ein Highlight mit einer exzellenten Besetzung in allen Rollen, die nun historisch informiert in eigenen Tempi und Instrumenten-Stimmung die Darmsaiten streichen, wobei sie einige Instrumente für das typische Wagner-Orchester extra haben bauen lassen. Das sollte sich kein neugieriger Fan entgehen lassen, so besondere Abenteuer sind absolute Luxus-Safaris in die Musikgeschichte, die Festivals in Ravello und Luzern sitzen bereits mit im Boot.
Zahlreiche Spezialkonzerte erobern die Spielstätten der Stadt, sogar der Dom wird in diesem Jahr erstmals bespielt. Den Abschluss besorgt eines der „Hausorchester“ für Alte Musik aus Freiburg, in deren Händen auch „modernere“ Komponisten wie Beethoven und Hummel gedeihlich interpretiert werden. Nach einem Klavierkonzert des Virtuosen Johann Nepomuk Hummel, brillant auf dem sehr eigenen Hammerklavier gespielt vom Spezialisten Dmitry Ablogin, folgt Beethovens einzige Ballett-Musik „Die Geschöpfe des Prometheus“ – der von Zeus an den Felsen gekettete Titan, den täglich ein Adler besucht. Keine schöne Geschichte, aber tolle Musik.
Originalklang-Festival Fel!x 2023 | 15. - 20.08. | div. Orte | 0221 280 280
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