Der Kurzfilm ist überall anzutreffen, und doch ist er fast unsichtbar. Einerseits ist er die Keimzelle der gesamten Filmgeschichte – mit dem Kurzfilm fing alles an. Doch nach der Ablösung durch das Langformat ist der Kurzfilm zunächst ins Vorprogramm gerutscht und dann schon bald ganz aus dem Kinoalltag gewichen. Andererseits ist der Kurzfilm auch die Keimzelle eines jeden Filmemachers: Als Fingerübung von Filmstudenten hat er immer noch seinen festen Auftrag, verbunden mit der Hoffnung auf eine Eintrittskarte in das Filmgeschäft. Zur regelrechten Blüte hat er es hingegen in Regionen gebracht, in denen sein Name nur selten fällt: Getarnt als Musikclip, als anspruchsvoller Werbefilm oder als Künstlervideo findet man ihn überall – nur nicht im Kino. Aber ganz selten kulminieren dann doch der explizite Kurzfilm und auch der verkleidete Kurzfilm im Kino. Seine Zeit ist allerdings nicht das tägliche Kinoprogramm, sondern das Filmfestival. Dort weiß man seine Vielfältigkeit, seine Wandlungsfähigkeit, seine Spontaneität, seine Komplexität ebenso wie seine Einfachheit zu schätzen und würdigt sie mit einem bunten Programm von und für Kurzfilm-Aficionados. Auf Festivals wächst und gedeiht er und erfreut sich größter Beliebtheit. Dass man die Einschränkung und Knappheit des Formats auch als künstlerische Herausforderung begreifen kann, muss man hier niemandem erklären. Nicht umsonst kehrt so mancher gestandene Spielfilmregisseur immer mal wieder zum kurzen Format zurück – und sei es nur für die Beteiligung an einem Episodenfilm.
Das Kölner Kurzfilmfestival „shnit“ gibt es seit 2009. Mit der vierten Kölner Ausgabe feiert man zugleich die zehnte Ausgabe des Festivals. Denn „shnit“ wurde bereits 2003 in Bern gegründet. 2009 fand erstmals parallel die Kölner Ausgabe statt. In 2010 folgte Kapstadt, 2011 schlossen sich San José, Singapur und Wien an. In diesem Jahr sind mit Buenos Aires, Kairo, Lagos und San Francisco weitere Städte hinzugekommen, in denen das Festival zeitgleich läuft. Eine Variante, die logistisch nur durch die Digitalisierung möglich geworden ist. Zehn Jahre – zehn Städte: Das wird mit Sonderprogrammen, Highlights der bisherigen Filmauswahl und einem Rückblick auf die Entwicklung des Festivals gefeiert. Zugleich erhöht man in diesem Jahr die maximale Spiellänge der Filme von 15 Minuten auf 40 Minuten. In Köln führt das dazu, dass „shnit“ nun dieselben Auswahlkriterien hat wie das zweite und ältere Kölner Kurzfilmfestival „Unlimited“.
„shnit“ zeigt vom 3. bis zum 7. Oktober ca. 200 Filme, die in unterschiedlichsten Reihen zusammengefasst wurden. Die Reihen und Blöcke sorgen nicht nur dafür, dass dem durch den Langfilm definierten Zeitmaß Rechnung getragen wird, sie sorgen bei all den vielen Genres und Unterkategorien des Kurzfilms auch dafür, dass man nicht den Überblick verliert. Im Zentrum des Festivals steht wieder der internationale Wettbewerb „shnit open“ mit 64 Filmen in zehn Programmblöcken. Der Wettbewerb ist zusätzlich in drei Spiellängen und den German Award eingeteilt. Daneben wird es Reihen mit Animationsfilmen, Dokumentationen, experimentellen Ansätzen, Queer- und Erotik-Themen geben und eine Feel Good-Reihe, für alle, die einfach Spaß haben wollen und gewagte Ausfallschritte scheuen. Das kölsche Gedeck zollt bei all der globalen Logistik des Festivals dem lokalen Filmschaffen seinen Tribut.
shnit Kurzfilmfestival I 3.-7.10., Opening Night am 3.10. um 20 Uhr, Programme starten am 4.10. ab 17 Uhr im Stundentakt I Filmhaus I www.shnit.org
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Filmischer Feminismus
Das IFFF 2025 in Köln – Festival 04/25
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24
Doppelter Einsatz für „Afrika“
Spendenaufruf des Afrika Film Festivals – Festival 05/24
Prominente Drehorte
Der Verein Köln im Film zeigt in Köln gedrehte Spielfilme – Festival 05/24
Wenn Kino Schule macht
Die Reihe Filmgeschichte(n) spürt Schulgeschichten auf – Festival 05/24
Sichtbarkeit vor und hinter der Leinwand
Das IFFF fordert Gleichberechtigung in der Filmbranche – Festival 04/24
Filmgeschichten, die das Leben schreibt
Neue Dokumentarfilme aus einer verrückten Welt – Festival 01/24
Kino galore
European Arthouse Cinema Day 2023 – Festival 11/23
„Dialog ist der Schlüssel zur Veränderung“
3 Fragen an Kyra Scheurer vom Festival Edimotion – Festival 10/23
Der Atem des Films
Das Festival „Edimotion“ holt die Monteure des Films ins Rampenlicht – Festival 10/23
Film- und Troublemaking
„Clashing Differences“ gewinnt choices-Publikumspreis des 20. Afrika Film Festivals – Festival 10/23
„Festivals sind extrem wichtig, um Vorurteile abzubauen“
4 Fragen an Sebastian Fischer, Leiter des Afrika Film Festivals Köln – Festival 09/23
Preiswürdiges Paar
„Tori et Lokita“ gewinnt choices-Publikumspreis der Französischen Filmtage – Festival 09/23
Alte und neue Filmschätze
Das Afrika Film Festival zeigt Filmkunst als Raum für Aktivismus – Festival 09/23
Das Leben und nichts anderes
Französische Filmtage in Bonn und Köln – Festival 08/23
Faszinierendes historisches Erbe
Internationale Stummfilmtage 2023 in Bonn – Festival 08/23
Komplizinnenschaft
Das IFFF bietet einen Blick auf feministische Solidarität – Festival 04/23
Reizüberflutung mit Konzept
Symposium der Dokumentarfilminitiative – Festival 01/23
Kurz, aber oho!
Der „Short Monday“ bietet dem Kurzfilm einen Platz – Festival 12/22