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Bis aufs Blut

28. Februar 2023

Intro – Der Geschmack von Blut

Bitte erklären Sie, was es mit der Monatsblutung auf sich hat! Viele Menschen dürften sich damit schwer tun – unabhängig davon, welchem Geschlecht sie angehören. Der scheue, gar verächtliche Umgang mit der Monatsblutung zieht sich durch die Geschichte. Glaubenssätze aus biblischen Zeiten verklären sie zum Zeichen weiblicher Minderwertigkeit, Verbote richten sich bis heute gegen menstruierende Frauen, die sich etwa von der Gemeinschaft fernzuhalten haben. Moderne Hygieneartikel wie Binden und Tampons erleichtern nicht nur den Alltag, sondern befördern auch den Anspruch, dass die Monatsblutung unsichtbar bleibe. Dem gerecht zu werden, ist schier unmöglich, wenn kein Geld dafür übrig ist – was auch im reichen Deutschland verbreitet ist. Nicht zuletzt nimmt die Arbeitswelt es widerwillig hin, wenn Frauen infolge von Menstruationsbeschwerden kürzer treten müssen. Ist die Monatsblutung weiterhin Mysterium und Tabu? Dem gehen wir Monatsthema DER GESCHMACK VON BLUT nach.

Unsere Leitartikel wägen ab, ob das öffentliche Gespräch die Vorurteile gegenüber der Monatsblutungverdrängt, folgen dem Paradox, dass sie sowohl schambehaftet als auch ein Milliardengeschäft ist und beklagen, dass die Medizin die Linderung von Menstruationsbeschwerden vernachlässigt. 

In unseren Interviews diskutieren die Unternehmerin Bettina Steinbrugger, welche Missverständnisse um die Monatsblutung verbreitet sind, Claudia Ulferts von der Kinderrechtsorganisation Plan International, wie Armut den Umgang mit der Monatsblutung sowohl in armen als auch reichen Ländern prägt und Anja Moritz von der Endometriose-Vereinigung Deutschland, wie mit der beginnenden Periode umzugehen ist und wann Menstruationsschmerzen einen Arztbesuch nahelegen.

Wir erfahren in Köln imConcept Store Le Pop Lingerie, wie Mode den Umgang mit der Monatsblutung beeinflusst, in Bochum, wie an der Ruhr-Universität kostenlose Tampons aus Spenderautomaten dazu beitragen, die Monatshygiene vom Geldbeutel zu lösen und beim Wuppertaler Medienprojekt, wie in der Filmreihe„Viva La Vulva“ Mädchen und Frauen über ihre Monatsblutung sprechen.

Spaniens Parlament hat nun entschieden, dass Frauen bei starken Menstruationsbeschwerden bezahlte arbeitsfreie Tage nehmen können – mit ärztlichem Attest. Eine Neuheit in Europa. Doch selbst feministische Stimmen warnen, dass es Frauen bei der Arbeitssuche noch mehr benachteilige, wenn Unternehmen zusätzliche Ausfälle akzeptieren müssen. Dieser Vorbehalt trifft Frauen aber seit jeher, fallen sie doch mit einer Mutterschaft gewiss erst einmal aus – durch Vaterschaftsurlaub endlich zuweilen auch die Väter. Wäre es nicht naheliegend, allgemein von einer Arbeitswelt abzukommen, die erwartet, dass man sich für sie auch noch im Schmerz aufreibt? Davon hätten alle Geschlechter was. Doch dafür bräuchte es viel mehr als einen Parlamentsentscheid!

Meine Meinung zu diesem Thema

Dino Kosjak/Chefredaktion

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