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Glückswochen

28. März 2023

Intro – Glücksversprechen

 

Zwischen Mangel und Luxus liegt das Glück. Da wundert es nicht, dass sich ausgerechnet in den alten Industrieländern miese Laune und Ressentiments breit machen. Der materielle Überfluss, dessen sich weite Teile der Bevölkerung erfreuen, steigert kein Wohlbefinden mehr, sondern verschärft Konkurrenz und Verlustängste. Die Fülle der Konsumgüter wäre geeignet, jeden Mangel zu beenden. So könnten alle Zeichen auf Glück stehen, würde dieser Weg global und fair beschritten. Soweit die Utopie. Tatsächlich aber wächst die Kluft zwischen Arm und Reich, und mit Klimawandel und Artensterben steht die Menschheit vor einer ökologischen Katastrophe, die durchs Streben nach einem besseren Leben erst verursacht ist. Zuversicht, Freude und Glück sind aber nicht reserviert für rosige Zeiten und Aussichten. Es muss sie zu jeder Zeit geben, von der Kindheit bis zum Lebensende. Was sollten wir tun, um glücklich zu sein? Davon handelt das Monatsthema GLÜCKSVERSPRECHEN

Unsere Leitartikel verfolgen am Beispiel musikalischer Erziehung den Zwiespalt, Kinder zu fördern, sie aber nicht zu vernachlässigen, beklagen, wie das humanistische Bildungsideal marktkonformen Qualifizierungsangeboten gewichen ist und fordern, dass die Politik die wirtschaftlichen Voraussetzungen schaffe, die es braucht, damit alle bis ins hohe Alter ein gutes Leben führen können.

In unseren Interviews stellt der Psychologe Rüdiger Maas fest, dass Kinder heutzutage besonders unglücklich sind, der Lernbegleiter Benjamin Jaksch diskutiert, ob man sich beruflich weiterbilden sollte und der Volkswirt Karlheinz Ruckriegel erklärt, wie der Übergang in den Ruhestand gelingen kann.

In Köln erfahren wir, wie der Verein Fair.Stärken Kindern in schwierigen Lebenslagen hilft, in Oberhausen, wie die Freie Universität einen demokratischen Bildungsgedanken wiederbelebt und in Wuppertal, wie in den ZWAR-Gruppen der AWO ältere Menschen ihren Alltag abwechslungsreich und gemeinsam gestalten.

Eine in den USA mehr als 80 Jahre währende psychologische Studie hat ergeben, dass gute zwischenmenschliche Beziehungen entscheidend für ein glückliches Leben sind. Ob die schlichte Einsicht den gewaltigen Aufwand rechtfertigt, sei dahingestellt. Vielleicht aber taugt sie tatsächlich als Motiv einer glücklicheren Gesellschaft: die sich löst vom unerbittlichen Konsum- und Statusstreben, das Freizeit, Freundschaft, Partnerschaft und Familie zu untergraben droht und vom Tag kaum etwas übrig lässt. Gerade in der jüngeren Generation sei dieses Motiv weit verbreitet, heißt es. Gut so! Längst ist die Diskussion um die Arbeit der Zukunft bei einer 4-Tage-Woche bei vollem Gehalt angekommen – und wird sicher nicht dabei stehen bleiben. Eine schöne Vorstellung, dass die kommenden Arbeitskämpfe im Namen des Glücks ausgetragen werden.

Dino Kosjak/Chefredaktion

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