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Einbahnstraße, bitte wenden!

25. April 2023

Intro – Verkehrswege

Im Straßenverkehr wird der Mensch sich selbst zum Feind. Als Autofahrer überholt er ohne Sicherheitsabstand Radfahrer, dieselbe Person brettert auf dem Rad unvermittelt an aufschreckenden Fußgängern vorbei, dieselbe Person wettert als Fußgänger gegen die quälende Rotphase der Fußgängerampel, die den Autoverkehr zu bevorzugen scheint. Diese Konflikte werden verstärkt durch ein Wegenetz, das widerstreitende Interessen nicht annähernd ausgleichen kann – von Mobilität über Sicherheit bis Naturschutz. Weder auf der Schiene noch auf der Autobahn geht es pünktlich voran. Das Straßennetz zerschneidet unaufhörlich natürliche Lebensräume ebenso wie Innenstädte. Kaum jemand bezweifelt ernsthaft, dass eine Verkehrswende überfällig ist – bloß, wie die aussehen soll, ist heiß umstritten. Im Monatsthema VERKEHRSWEGE gehen wir diesem Streit nach.

Unsere Leitartikel begeistern sich für eine faszinierende Welt, die sich nur im Fußgängertempo erschließt, beklagen, wie maßgeblich die FDP eine Verkehrswende blockiert und regen an, wie Fahrradfahren attraktiver werden kann.

In unseren Interviews plädiert der Stadtplaner Helge Hillnhütter dafür, dem Fußverkehr endlich Vorrang vor dem Autoverkehr einzuräumen, der Architekt Philipp Oswalt erklärt, wie die Verkehrswende im ländlichen Raum gelingen kann und der Verkehrsexperte Peter Gwiasda diskutiert, wir fahrradfreundlich Deutschland ist.

In Köln erfahren wir bei der Initiative Fuss e.V., warum es Fußgänger in Köln nicht leicht haben, in Bochum beim Bündnis Stadt für Alle, wie es für einen ÖPNV eintritt, der an den Bedürfnissen der Bürger orientiert ist und beim Verein Fahrradstadt Wuppertal, wie er unter anderem mit dem Verleih von Lastenrädern zur nachhaltigen Mobilität beiträgt.

Skurril ist, dass es erst einerpandemiegetriebenen Wirtschaftskrisebedurfte, um der Verkehrswende neue Impulse zu geben: Seit dem Intermezzo des 9-Euro-Tickets bleiben die Stimmen laut, die einen sozial und ökologisch ausgerichteten öffentlichen Verkehr fordern. Endlich geht nun das ÖPNV-„Deutschlandticket“ an den Start, nach monatelangem fiskalpolitischem Geplänkel und bereits anfänglich zum stolzen Preis von 49 Euro – Preiserhöhungen könnten die soziale und ökologische Wirkung weitgehend zunichtemachen; immerhin bliebe die Entzerrung des absurden Tarifgeflechts. Je mehr das neue Ticket genutzt wird, umso mehr dürfte dieser Erfolg zudem durch eine Überlastung von Bahnpersonal und -infrastruktur gefährdet werden. Selbstverständlich braucht es hier aufs dringendste Abhilfe! Doch wie seit etlichen Legislaturperioden leistet sich Deutschland auch mit Volker Wissing (FDP) einen Bundesverkehrsminister, der unverhohlen die Straße bevorzugt, zulasten der Schiene. Solange verantwortliche Köpfe so gestrig handeln, ist eine echte Verkehrswende nicht zu erwarten – gewiss nicht im gebotenen Tempo.

Dino Kosjak/Chefredaktion

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