Nicht nur für Freunde uralter Mumien und Artefakte zum ägyptischen Toten- und Götterkult lohnt eine Reise an den Nordostrand des Ruhrgebiets. Denn neben dem Gustav Lübcke Museum im westfälischen Hamm lockt seit mehr als 20 Jahren der KlassikSommer, gegründet als „Westfälisches Musikfestival“ – die Wurzeln reichen bis ins Jahr 1852 zum ersten erwähnten Westfälischen Musikfest. Damals erklang Haydns „Schöpfung“, ein Motto-Stück für einen Neustart. Und auch in diesem Jahr stand unter dem Kampfruf „Aufbruch“ dieses Werk auf dem Eröffnungsprogramm – aus dem „Chaos“ der Ouvertüre mausert sich die Musik zu Gottes Weltenwunder.
Im Juli befinden sich die Festspiele auf innovativer Fahrt und präsentieren vier junge Kammermusikformationen. Zur Philosophie des Festivals gehört der stete Wechsel der Spielstätten, um sowohl die historischen Sehenswürdigkeiten als auch alltäglich genutzte Gebäude als Aufführungsorte kulturell zu etablieren.
So zieht das gemischte Quintett Urban Brass, junger Preisgewinner eines Blechbläser-Wettbewerbs in München, in die Mitgliederoase der Volksbank ein. Der Wohlfühl-Begriff Oase bezeichnet ein architektonisches Highlight, das just vor zehn Jahren entstanden ist. Und angeglichen an das moderne Design erklingen im Programm barocke Säulen von Albinoni, ein stabiles Quartett von Mozart in reizvollem Zusammenspiel mit Namen wie Morricone oder Lenny Bernstein.
Im noblen Rittersitz Schloss Heessen, seit wenigen Jahren Privatschule und Internat, wurden Teile der TV-Serie „Parfum“ nach Süskind abgedreht. In der beeindruckenden Kulisse spielt sowohl das Klavier- Trio E.T.A., frischer Preisträger des Deutschen Musikwettbewerbs, als auch das ECHO-Preisträger-Quintett Spark. Letzteres bietet eine wilde Mischung aus alten und neuen Instrumenten und Musiken. Bach begegnet Berio und kurz darauf Lennon/McCartney – raubeinige Experimentierfreude regiert dieses Programm am Puls der Zeit.
Frisch wie eine Sommerbrise wirkt das Bläserquintett Breeze, erst im letzten Jahr gegründet, als technisch mit modernen Instrumenten aufgerüstetes Ensemble als Gast im örtlichen Audi-Hangar Potthoff. Ganz neue Kompositionen vertrauen am Ende auf den nordischen Postromantiker Carl Nielsen – modernste Technik fußt auf traditioneller Basis; Musik nicht nur für Autobauer.
KlassikSommer | 2., 6., 10., 15.7 | div. Orte in Hamm | 02381 17 55 15
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