Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
16 17 18 19 20 21 22
23 24 25 26 27 28 29

12.581 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Zusammenarbeit hängt von allen ab
Foto: freshidea / Adobe Stock

Konzern in Arbeiterhand

28. November 2023

Die Industriegenossenschaft Mondragón – Europa-Vorbild: Spanien

Eine Industriegenossenschaft, die zum zehntgrößten Unternehmen Spaniens avanciert ist – das ist keine sozialistische Märchengeschichte, sondern die Mondragón Corporación Cooperativa (MCC). Arbeiter:innen gehören Unternehmensanteile und sie gestalten sie ihr Unternehmen aktiv mit – mit dem Anspruch, soziale und ökologische Interessen zu berücksichtigen.

Demokratische Grundsätze

Diegrößte Industriegenossenschaft der Welthandelt mit verschiedenen internationalen Partner:innen. Nach wie vor hat sie ihren Sitz in den Bergen des Baskenlandes. Die Anfänge von MCC sind eng mit der Niederlage der Republik gegen das Franco-Regime im spanischen Bürgerkrieg verknüpft. Daraufhin war das Baskenland auf Hilfe zur Selbsthilfe angewiesen. So entstanden in der Gemeinde Arraste-Mondragón ein erster genossenschaftlich organisierter Betrieb, der Heizöfen produzierte, sowie familienorientierte Vereine und eine gemeinschaftlich finanzierte Berufsfachschule.

MCC wurde 1956 offiziell gegründet und befindet sich seitdem in den Händen ihrer Arbeiterschaft. Heute halten über zwei Drittel der rund 70.000 Beschäftigten Genossenschaftsanteile. Damit gelten sie als assoziierte Kleinproduzenten:innen und profitieren direkt von den Unternehmensgewinnen.

Souverän Arbeit 

Nach Ablauf der Probezeit kann jede:r Arbeiter:in Genossenschaftsanteile erwerben und wird mit einem Kredit der Genossenschaftsbank unterstützt, sollte das nötige Kapital fehlen. Zentrale Entscheidungen über Investitionen, Kapitaleinsatz oder Lohnabstände werden von den gleichberechtigten Genossenschaftler:innen zusammen getroffen. Für den Verkauf von Anteilen gibt es Reglungen, die verhindern sollen, dass externe Gruppen Einfluss auf die Genossenschaft erhalten.

Kritik aus eigenen Reihen

Teile der Belegschaft haben sich mit der Umsetzung der demokratischen Prinzipien allerdings unzufrieden gezeigt. Mehrere Teilgenossenschaften haben sich daraufhin von MCC abgespalten. Sie kritisierten unter anderem, dass es bei der Partizipation der Belegschaft mit der wachsenden Größe des Unternehmens Rückschritte gegeben habe. Dennoch ist ein genossenschaftlich organisiertes Unternehmen in dieser Größenordnung weltweit etwas besonderes. Es zeigt, dass Alternativen zu herkömmlichen Unternehmensstrukturen möglich sind.

Wettbewerbsfähig in die Zukunft

MCC will nachhaltiger werden. Laut dem Jahresreport 2022 werden zu 80 Prozent erneuerbare Energien bezogen. Im Rahmen der 2021 ins Leben gerufenen Initiative „Ekiola“ schließen sich insbesondere Genossenschaftler:innen aus dem Baskenland zu Energiegemeinschaften zusammen, um durch die Errichtung kleiner Solarparks ihren eigenen Strombedarf abzudecken.


GEBEN UND NEHMEN - Aktiv im Thema

schoepflin-stiftung.de | Die Stiftung fördert ziviles Engagement in Bildung, Wirtschaft, Medien und Migration „als Ergänzung und Gegengewicht zu öffentlichen und privatwirtschaftlichen Akteuren“.
solidarische-moderne.de/de/article/364.alternativen-fuer-eine-gerechte-und-solidarische-europaeische-wirtschafts-und-finanzpolitik.html | Positionspapier des Institut Solidarische Moderne für eine solidarische Wirtschafts- und Finanzpolitik.
imzuwi.org | Das Impulszentrum Zukunftsfähiges Wirtschaften betreibt „Wirtschaftsmöglichkeits-Forschung mit kritischem Blick auf herrschende Ideen und Interessen“.

Fragen der Zeit: Wie wollen wir leben?
Schreiben Sie uns unter meinung@choices.de

Jana Richartz

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Mufasa: Der König der Löwen

Lesen Sie dazu auch:

Weihnachtswunder
Intro – Geben und nehmen

Es ist nicht die Natur, Dummkopf!
Teil 1: Leitartikel – Es ist pure Ideologie, unsere Wirtschafts- und Sozialordnung als etwas Natürliches auszugeben

„Gier ist eine Systemeigenschaft im Finanzsektor“
Teil 1: Interview – Soziologe Sighard Neckel über Maßlosigkeit im Kapitalismus

Menschenrechte vor Dividenden
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre in Köln

Wo komm ich her, wo will ich hin?
Teil 2: Leitartikel – Der Mensch zwischen Prägung und Selbstreifung

„Die Klimakrise rational zu begreifen reicht nicht“
Teil 2: Interview – Neurowissenschaftler Joachim Bauer über unser Verhältnis zur Natur

Etwas zurückgeben
Teil 2: Lokale Initiativen – Wuppertals Zentrum für gute Taten e.V.

Man gönnt anderen ja sonst nichts
Teil 3: Leitartikel – Zur Weihnachtszeit treten die Widersprüche unseres Wohlstands offen zutage

„Dieses falsche Gesellschaftsbild korrigieren“
Teil 3: Interview – Philosoph Jan Skudlarek über Freiheit und Gemeinwohl

Mit Oma auf die Straße
Teil 3: Lokale Initiativen – Die Bochumer Ortsgruppe der Omas gegen Rechts

Neidischheit und Geiz und Reichheit
Die Reichen sind geizig und die Armen neidisch. Klare Sache? – Glosse

Europa

HINWEIS