In Köln droht die Kultur zum Spielball der Politik zu werden. Nachdem sich die Fraktion der CDU geschlossen für eine Verlängerung des Vertrages von Kulturdezernent Georg Quander stark gemacht hatte, verweigerten SPD, Grüne und FDP ihre Zustimmung. Damit verliert die Stadt nicht nur Kulturamtsleiter Konrad Schmidt-Werthern, der im Dezember nach Berlin wechselte, sondern im Mai 2013 auch ihren Beigeordneten. Ein fatales Signal mitten in den Haushaltsverhandlungen.
Doch genau darum geht es in Köln: Der Kulturdezernent soll endlich zum Büttel der Politik gemacht werden. Quander hatte der Stadt nicht nur einen Kulturentwicklungsplan beschert, den Etat gesteigert und mit guten Personalentscheidungen wie den Intendanten Karin Beier und Stefan Bachmann sowie dem Museumsdirektor Philipp Kaiser eine glückliche Hand bewiesen. Weniger glücklich gerieten die Auseinandersetzungen mit den Opernchefs Laufenberg und Meyer. Quanders größtes Manko in den Augen der Politik ist aber, dass er Äquidistanz zu allen Parteien gehalten und sich jeder Instrumentalisierbarkeit entzogen hat. Dies gilt in Köln als Kardinalsünde.
Museumsdirektoren, Orchester, Theater, die freie Szene, fast alle Kulturakteure sprachen sich zuletzt öffentlich für Quander aus, was von der Politik ignoriert wurde. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die rot-grüne Koalition sogar über die Auflösung des Kulturdezernats nachdachte. Wenn die FDP jetzt auf dem Erhalt des Amtes bestanden hat, ist das kein Erfolg, sondern ein Warnzeichen. Der Ruf nach einem „Kulturmanager“ und die Forderung, „den Kulturbereich auch strukturell stringenter aufzustellen“, machen deutlich, was die Stunde geschlagen hat: Rot-Grün nimmt die Kultur in den Würgegriff.
In der Nachbarstadt Düsseldorf wiederum hat Schauspielintendant Staffan Valdemar Holm nach nur 15 Monaten sein Amt aufgegeben. Er begründete seinen Schritt mit einem Burnout. Holms Arbeit in Düsseldorf stand von Beginn an unter keinem guten Stern. Seine „Hamlet“-Inszenierung zum Auftakt musste verschoben werden, weil die Sanierung des Großen Hauses nicht rechtzeitig fertig wurde. Es kamen ungewohnt ruppige Auseinandersetzungen um Einsparungen und persönliche Schicksalsschläge dazu.
Holm war vor allem auf Betreiben des Landes geholt worden, um die Internationalisierung des Hauses voranzutreiben. Mit Inszenierungen von Dušan David Pařízek, Stéphane Braunschweig oder Kris Verdonck gelang das durchaus überzeugend. Nicht allerdings mit Holms eigenen Arbeiten. Sein konventionelles, textlastiges Schauspielertheater enttäuschte: 68 Prozent Platzausnutzung waren die Folge. Die Landeshauptstadt gilt jedoch generell als schwieriges Pflaster. Die Forderung nach einem Theater zwischen repräsentativem Gestus, künstlerischem Anspruch und Unterhaltung ähnelt der Quadratur des Kreises, an der auch schon Holms Vorgängerinnen Anna Badora und Amélie Niermeyer gescheitert sind. Düsseldorf täte gut daran, die Schuld für den Rückzug seines Intendanten zum Teil auch bei sich selbst zu suchen.
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