Manche Bonnerinnen und Bonner hatten fast schon den Glauben daran verloren, die folgende Botschaft überhaupt noch zu lesen: Die Kernsanierung und Modernisierung der Beethovenhalle steht kurz vor der Vollendung. Damit naht das Ende eines Bau-Debakels, das für die Bundesstadt ähnlich peinlich ist wie für die Hauptstadt der Berliner Flughafen. Immerhin sollte das Konzertgebäude ursprünglich für rund 61 Millionen Euro in Stand gesetzt werden und zu Beethovens 250. Geburtstag wieder bespielbar sein. Jetzt könnte zumindest die Bauabnahme noch in diesem Jahr erfolgen; die Kosten sind auf derzeit 221 Millionen Euro gestiegen. Diese Zahlen, das verspricht die Stadt, würden jetzt aber auch wirklich eingehalten – als Beweis hat das Beethoven Orchester Bonn Anfang Oktober ein halbstündiges Baustellenkonzert gegeben.
Woher kommen nun diese Mehrkosten und Verzögerungen? Zum Teil vom Städtischen Gebäudemanagement, das unter anderem Probleme mit dem Baugrund erst spät thematisierte, zum Teil aber auch durch Fehler beim zuständigen Architekturbüro und der Bauleitung, die gleichzeitig kontinuierlich ihre Honorare zu erhöhen versuchten. Dies führte unweigerlich dazu, dass sich verschiedene Gewerke aus Termingründen zurückzogen und Aufträge neu ausgeschrieben werden mussten, was angesichts der Inflation die Preise in die Höhe trieb. Erst als Ende 2022 Steffen Göbel, der von 2015 bis 2020 Gesamtprojektleiter bei der Fertigstellung des Berliner Flughafens war, die Baustellenleitung übernahm, blieben die Zahlen stabil. Bislang.
Das bedeutet allerdings nicht, dass das Drama um die Beethovenhalle damit wirklich auf seinen letzten Akt hinsteuert. Zuletzt hat der Stadtrat beschlossen, 107 der ursprünglich 188 Parkplätze direkt vor der Halle zu streichen und mehr Grünflächen sowie Abstellanlagen für Fahrräder auszuweisen. Eine schöne Idee – doch leider wird das Areal damit für viele externe Veranstalter unattraktiver, auf die die Stadt eigentlich dringend angewiesen ist. Sowohl die Leitung des Beethoven Orchesters als auch die zukünftige Betreibergesellschaft BonnCC (diese kümmert sich auch um das World Conference Center Bonn) haben schon vor einem Jahr Alarm geschlagen; letztere rechnet gar mit Verlusten von rund 500.000 Euro im Jahr, und das in einer Stadt mit einem ohnehin tiefroten Haushalt. Es könnte also durchaus sein, dass die Beethovenhalle auch nach ihrer Sanierung ein Millionengrab bleibt.
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