Wer war George Enescu? Wer jetzt auf einen Schriftsteller getippt hat, liegt leider daneben. Enescu (1881-1955) war ein rumänischer Geiger, Dirigent und Komponist, dessen Name nur bei uns verblichen ist. Bukarest feiert seinen berühmten Landessohn mit einem grandiosen Festival, selbstverständlich alles im Rahmen seiner Möglichkeiten. Als ich einer Vorstellung der Bukarester Oper, die Enescu übrigens 1921 einweihte, einer Aufführung des „Bajazzo“ beiwohnen wollte, mussten wir im Auditorium reichlich Geduld aufbringen. Das Pferd, das den Karren ziehen sollte, stand im Stau. Doch sind Verkehrsprobleme die geringsten, die dieses Land auch lange nach der Diktatoren-Ära schütteln. Umso bemerkenswerter, das für die Erinnerung an ihren Musikstar Enescu erhebliche Mittel hervorgezaubert werden. Es muss sich also lohnen.
„Ich verfiel ihm, ehe ich die erste Note von ihm gehört hatte. Sein Auftreten, seine Haltung, seine wundervolle schwarze Mähne, alles kennzeichnete ihn als freien Menschen, ungebunden wie ein Zigeuner, ungezwungen, natürlich, schöpferisch begabt und voller Feuer.“ So beschreibt Yehudi Menuhin seinen Lehrer und verweist auf ein Erlebnis während einer Unterrichtsstunde bei Enescu: „Maurice Ravel kam mit seiner soeben vollendeten Violinsonate herein. Nach einem Prima-vista-Durchgang (einmal gesehen) legte Enescu die Noten weg und spielte das Werk auswendig.“
Das waren die wirkungsvollen Wunderwerke des praktischen Musikers. Ebenso glanzvoll wie unbekannt sind seine Kompositionen hierzulande. Der Magier an der Geige interessierte sich sehr für volksnahe Klänge, er liebte die einfache Melodie, den Gesang und entsprechend die Oper. Aber er schuf auch Sinfonien, Konzerte und Gelegenheitswerke mit einer steten Entwicklung zu einer sehr eigenen, eben von der zentralen Melodie geprägten Stilistik. Die meisten Werke warten auf Erweckung, sie werden primär von einem von Enescu selbst gegründeten Orchester aufgeführt.
Es gibt mittlerweile ein Festival für Enescu in Berlin, zahlreiche Kammermusiker pflegen sein reiches Repertoire, manche benennen sich sogar nach ihm.
So das Trio Enescu, das ihren verehrten Komponisten bereits auf CD verewigte, ihn aber auch stets im Herzen und in ihren Programmen trägt. Mit großem Vertrauen, muss man feststellen, setzen sie jetzt die Sérénade lointaine von Georg Enescu zwischen Klaviertrios von Beethoven und Brahms – dem hält nur beste Qualität stand.
So 29.11. 15 Uhr | Altes Pfandhaus, Köln | 0221 278 36 85
Di 8.12. 20 Uhr | Beethoven-Haus Bonn | 0228 50 20 10
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