Die „fliegenden Holländer“ gastierten erst kürzlich beim WDR Sinfonieorchester in Köln. So werden die niederländischen Klaviervirtuosen Lucas und Arthur Jussen gern genannt, das Fliegen bezieht sich dabei wohl auf die zwanzig Finger der Brüder. Ratterten die Hände am Rhein synchron zum Dirigat von Altmeister Christoph Eschenbach (bis heute ein eingespieltes Team), so brillieren die beiden jetzt autark als Opener für das Klavier-Festival Ruhr: ein Auftakt mit einem rasanten Programm.
Die Geschwister sind als mehrfach preisgekröntes Duo weltweit unterwegs, im kommenden Monat reisen sie nach Boston zu Andris Nelsons in die Symphony Hall. Eine wichtige Mentorin war Maria João Pires, die sie in die geistigen Tiefen der Musik führte. Richtig spektakulär wirken natürlich ihre virtuosen Ausflüge in die russische Literatur. Wer sie im „Concerto“ für zwei Klaviere, komponiert von Igor Strawinsky, erleben durfte, erlag dem sportlichen Zauber grandioser Technik. Da liefen die Hämmerchen auf Rekordjagd durch eine eng verzahnte Architektur, als die Jussens den kontrapunktisch verschlungenen Pfaden des virtuosen Russen folgten. An der Ruhr steigern die Brüder jetzt noch einmal die Klanggewalten: Donnerten sie bisher Strawinskys „Sacre du printemps“, dem großen Skandal-Ballett mit der enormen rhythmischen Durchschlagkraft, vierhändig in eine Tastatur, kündigt das Festival jetzt eine Fassung für zwei Klaviere an. Das erhöht die Möglichkeiten zur kraftvollen Gestaltung des Powerstücks, geschaffen für den satten Sound eines ganzen Orchesters.
Um den Stellenwert des Festivals gleich im zweiten Konzert zu markieren, tritt Deutschlands berühmteste Geigerin Anne-Sophie Mutter mit Hauspianist Lambert Orkis auf (4.9., Philharmonie Essen). 1988 debütierten sie als Duo in der New Yorker Carnegie Hall. Zur höchsten Prominenz gesellt sich der junge Cellist Pablo Fernández, ein spanisches Talent mit „raffiniertem Vibrato, ein wahrer Musiker“, so Mutter. Das verspricht Kammermusik für allerhöchste Ansprüche, mit Werken von Mozart, Schumann und Beethoven. Was am folgenden Abend der Meisterpianist Sir András Schiff (5.9., Philharmonie Essen) spielen wird, das steht bis dahin in den Sternen. Er besitzt die „Carte Blanche“, die nur den internationalen Giganten der Klassikszene zusteht. Auch die gastieren beim weltgrößten Klavierfestival.
Lucas und Arthur Jussen | Fr 3.9 20 Uhr | Stadthalle Mülheim | 0201 896 68 66
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