Hochdramatisch und klangvoll ging das diesjährige Beethovenfest im World Conference Center Bonn zu Ende, das zugleich das letzte unter der Leitung von Nike Wagner war. So wurde sie denn auch vor dem musikalischen Ereignis zunächst von Oberbürgermeisterin Katja Dörner verabschiedet, die ihr herzlich dankte und sie für Struktur, Dramaturgie und Profil, die sie dem Festival in den vergangenen Jahren gegeben hat, lobte. Die spartenübergreifenden Konzepte, neuen Orte und experimentellen Formate, die sie erwähnt, gehören jedoch zu den Dingen, mit denen die Intendanz Nike Wagners durchaus polarisierte. Wagner zeigte sich in ihrer Begrüßung jedoch dessen völlig bewusst und bedankte sich auch bei dem Publikum, das „zwar nicht durch dick und dünn, aber auf vielen ungewohnten Pfaden gegangen ist“.
„Auferstehn, ja auferstehn“ lautete das Motto des diesjährigen Beethovenfestes, in dessen Programm somit Mahlers 2. Sinfonie, deren Finale mit diesen Worten endet, nicht fehlen durfte. Und nicht nur das: Das Werk kann auch verstanden werden als Fortführung von Beethovens neunter Sinfonie, mit der in diesem Jahr das Festival eröffnet worden war. Zu Gast waren mit dem Mahler Chamber Orchestra und dem Prager Philharmonischen Chor unter der Leitung des jungen Shooting-Stars Maxime Pascal hochkarätige internationale Gäste. Mit über 100 Musikerinnen und Musikern auf der Bühne bot diese vollbesetzt alleine schon einen imposanten, lange vermissten Anblick.
Beeindruckend und durchaus mit eigenem Stempel gestalteten das Mahler Chamber Orchestra Maxime Pascals Interpretation des Werks. Mit großen Kontrasten und immer wieder faszinierendem Pianissimo gelang der erste Satz. Hier überzeugten auch die Blechbläser mit einem sehr feinen und geradezu eleganten Klang. Höchste Präzision und absolute Souveränität hinsichtlich der gegenläufigen Rhythmen waren Streicher und Bläser im folgenden Andante zu erleben, dessen Mittelteil fast schon wienerisch klang. Nachdem im dritten Satz mit Piccolo und Schlagwerk interessante Klangeffekte zu erleben waren, ging man hiernach zum vokalen Teil des Werkes über. Neben dem Prager Philharmonischen Chor übernahmen hier Camilla Tilling (Sopran) und Alisa Kolosova (Alt) die Solopartien. Nachdem die Musikerinnen und Musiker im vierten Satz vor allem durch einen schön dichten Blechbläserklang sowie das reizvolle Zwiegespräch zwischen Alt-Solo und Oboe überzeugt hatten, endete das Stück mit ganz großer Dramatik. Im Finalsatz, der Texte von Friedrich Gottlieb Klopstock sowie Gustav Mahler selbst vertont, durfte man sich – natürlich musikalisch gesehen – über ganz großes Kino freuen.
Voll fulminantem Klang endete so das Werk und mit ihm auch das diesjährige Festival. Während das Mahler Chamber Orchestra einheitlich für große Begeisterung sorgte und wieder einmal bewies, welch herausragender Klangkörper es ist, so spaltete jedoch das Dirigat des jungen Franzosen Maxime Pascal. Ausufernd in seinen Bewegungen und teils sehr langatmig in seinen Tempi lautete hier das Fazit eher „von allem etwas zu viel“. Dennoch ein starker Abschluss der Ära Nike Wagner in Bonn.
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