Mit tiefer Trauer reagierte im März 2020 die deutsche Jazz-Szene auf den Tod von Susan Weinert. Die sympathische und bodenständige Gitarristin, die zu den besten ihrer Generation gehörte und damit auch den Weg für mehr Frauen im Jazz bereitete, hatte damals den Kampf gegen den Krebs, den nur so wenige mitbekommen hatten, endgültig verloren.
Bereits in jungen Jahren zeichnete sich bei ihr eine Jazzkarriere ab, die zu der damaligen Zeit für eine Frau noch recht untypisch war. Sie lernte bei Jazz-Musikern wie Richie Beirach, David Liebman und John Abercrombie. Bereits 1985 gründete sie unter anderem mit ihrem Mann die Susan Weinert Band, die schnell vor allem Stücke aus ihrer Feder spielte. Ihr Leben lang tüftelte sie an ihrem Sound – mal verstärkt und dann unplugged – und arbeitete ständig auch an neuen Spieltechniken. Ein letztes Geschenk an alle, die ihre Musik liebten, war ihre 14. und CD mit dem Titel „Der Baum vor meinem Fenster“, die bereits mit der Vorahnung entstand, dass dieses ihr letztes Album sein würde.
Die kleinsten und alltäglichsten Dinge in besondere Klänge umsetzen
In ihrer großartigen Karriere hatte Susan intensiv an der eigenen Musik gefeilt – eine Musik, die nun auch nach ihrem Tod weiterlebt. Dafür sorgt nicht zuletzt ihr Ehemann, Weggefährte, Mitstreiter und Muse Martin Weinert. Die beiden Musiker, die sich bereits in jungen Jahren kennengelernt hatten, waren sowohl privat als auch beruflich unzertrennlich. Basierend auf dieser besonderen Verbindung entstanden die circa 250 einmaligen Kompositionen Susan Weinerts, die selbst die kleinsten und alltäglichsten Dinge in besondere Klänge umsetzen konnte. Dass Martin Weinert mit der Musik – vor allem mit ihrer Musik – weitermachen würde, war dem Kontrabassisten bereits kurz nach dem Tod seiner Frau klar. Ebenso klar war jedoch, dass niemand sie und ihren Part jemals würde ersetzen können.
Inzwischen hat sich also das Martin Weinert Rainbow Trio formiert, das im Dezember auf Tour geht und gegen Ende des Jahres ins Alte Pfandhaus nach Köln kommt. Mit dabei ist der Pianist Sebastian Voltz, der bereits bei den letzten beiden Platten „Beyond the Rainbow“ und „Der Baum vor meinem Fenster“ zu den Weinerts gestoßen ist. Mit seiner mitreißenden Spielweise hat er dem Trio wichtige Impulse gegeben. Neu im Trio ist die junge Trompeterin Heidi Bayer, die sich mit ihrem gefühlvollen Ton und den virtuosen Soli auf Trompete und Flügelhorn wunderbar in den Gesamtklang des Trios einfügt. Auf dem Programm stehen – natürlich Kompositionen von Susan Weinert.
Martin Weinert Rainbow Trio | 30.12. 20 Uhr | Altes Pfandhaus | 0221 278 36 85
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