Die provokante und Aufmerksamkeit provozierende Frage, die sich mancher Klassikfreund in seinen erregtesten Träumen nach aktuellem Konsum zeitgenössischer Musik schon selbst gestellt haben könnte, ersetzt jetzt einen griffigeren Titel des kleinen Festivals, das sich der Kunst des interdisziplinär übergriffigen Universalkünstlers Michael von Biel widmet.
Der ursprünglich als musikalischer Avantgardist gestartete Hamburger Jahrgang 1937, der bei dem heute auch als Minimal-Guru gerühmten Morton Feldman in New York privaten Kompositions-Unterricht nahm, richtete seine künstlerischen Expeditionen nach Ausflügen auch in die elektronische Musik immer wieder rigoros neu ein. Zu von Biels Lebensweisheiten formuliert der Kölner Neue Musik-Fachmann Rainer Nonnenmann in einem Festival-Beitrag eine weitere Frage: „Vereint vielleicht gerade dieser Künstler am radikalsten Kunst und Leben, wenn er jenseits von bürgerlichem Beruf, festem Wohnsitz und Familienstand mit umso mehr persönlicher Freiheit, Reiselust und Drogenkonsum alternative Sichtweisen eröffnet?“
Wer sich von Biels in Darmstadt 1962 prämiertes 2. Streichquartett anhört, spürt in den Ohren den griffigen Harz zwischen Bogen und Saite. Der Komponist legte verstärkt Hand an eigene Instrumente wie Cello oder Gitarre, elektronisch verfremdet. Er traf sich künstlerisch mit den Avantgarde-Poeten der Kult-Band CAN und saugte an allen multinationalen und genreübergreifenden Musiken bis Rock und Pop.
Ende der Sechziger zog es den Musiker an die Düsseldorfer Kunstakademie in die Klasse von Joseph Beuys. In der Folge entstanden hunderte Zeichnungen und Gemälde, von denen einige jetzt auch in der Ausstellung in der Alten Feuerwache gezeigt werden. Selbst dieses zweite Leben in der „Bildenden Kunst“, in dem er auf Werkschauen gern als „Deutschlands bedeutendster Konzeptzeichner“ angepriesen wurde, reichte dem Künstler nicht aus. Auch in der Literatur machte er sich bemerkbar.
Michael von Biel hat sein Kommen angekündigt, um eigene Werke mit dem Pianisten Thibaut Surugue, dem Asasello Quartett und zahlreichen Fans seiner Musik live erleben zu können – in dieser Dichte ein ganz seltenes Erlebnis.
Abschied von der neuen Musik? Ein Festival mit Musik und Kunst von Michael Biel | 10., 11., 12.2. | Alte Feuerwache (0221 97 31 55 10) | Hochschule für Musik & Tanz Köln (0221 28 38 00)
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