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Oliver Keymis, Gerhart Baum, Henriette Reker und Arndt Klocke

Misstrauen an Köln-Politik ablegen

18. August 2015

„Wir wollten die Republik verändern“ im Filmhaus – Foyer 08/15

Montag, 17. August: So etwas hatte es in der gesamten politischen Laufbahn des grünen Landtagsabgeordneten Arndt Klocke noch nicht gegeben – für die Präsentation des Films „Wir wollten die Republik verändern – Der Liberale Gerhart Baum“ im Filmhaus-Kino im Rahmen des Reihe „Grünes Kino“ steckte er sich neben den Button seiner Partei auch noch einen FDP-Knopf ans Revers. Grund dafür gab es an diesem Abend in doppelter Hinsicht. Denn der ehemalige FDP-Bundesinnenminister Gerhart Baum war nicht nur Thema des gezeigten Fernsehfilms von Bettina Ehrhardt aus dem Jahr 2013, sondern als Ehrengast und Gesprächspartner auch persönlich anwesend. Als weiteren Gast präsentierte der Moderator und grüne Landtagsvizepräsident Oliver Keymis im Anschluss Henriette Reker im Kino, die am 13. September in Köln die Wahl zur Oberbürgermeisterin gewinnen möchte. Als Parteilose ist ihr der einmalige Coup gelungen, dass sie in ihrem Wahlkampf von so gegensätzlichen Parteien wie den Grünen, der FDP und der CDU unterstützt wird.

Gerhart Baum im Filmhaus

Gerhart Baum begründete dieses ungewöhnliche Vorgehen bei der Bildung der Henriette-Reker-Unterstützergruppe genauso lapidar wie zutreffend: „Eine Motivation dafür war der Gegenkandidat.“ Schon kurz, nachdem Baum Reker kennengelernt habe, sei er davon überzeugt gewesen, dass sie das Zeug dazu habe, diesen verantwortungsvollen Posten auszufüllen. Ihre Unabhängigkeit sei dabei von enormer Wichtigkeit, genauso wie die Tatsache, dass Köln Veränderung brauche. Gerade ihre Parteilosigkeit wertet auch Henriette Reker selbst als eine ihrer großen Stärken. Sie erläuterte: „In der Politik geht es immer um Kompromisse und um das Finden von Mehrheiten.“ Sie werde, wenn sie in das Amt der Oberbürgermeisterin gewählt werde, offen mit allen eingehenden Meinungen umgehen und sie gleich hoch einschätzen. Mit ihr im Amt käme es zu einem Ende der Blockbildung, durch die kreative Ideen immer untergehen würden. Dass nun im Wahlkampf drei unterschiedliche Parteien unabhängige Faltblätter produziert hätten, die ein gemeinsames Ziel, die Unterstützung der Kandidatin Reker, postulierten, „ist sehr schön, so etwas habe ich noch nie erlebt“, ergänzte Gerhart Baum.

Kölner Oberbürgermeister-Kandidatin Henriette Reker

In Bezug auf sein in Ehrhardts Film dargestelltes lebenslanges Engagement gegen staatliche Willkür und Ungerechtigkeit mahnte der ehemalige Bundesminister die Anwesenden, sich weiterhin einzumischen und einen Willen für Veränderung zu zeigen. Als Beispiele nannte Baum die seiner Meinung nach völlig überflüssige Vorratsdatenspeicherung, die vermutlich durch die Hintertür doch noch eingeführt werde. Für ihn sei viel wichtiger, dass die Bundesregierung ihre Bürger vor der NSA schützen müsse. Seinen eigenen Entschluss, in den frühen 50er Jahren in Köln dem liberalen Studentenbund beizutreten, begründete Baum mit der Tatsache, dass ihm die CDU damals zu katholisch war und es der SPD noch an einem zeitgemäßen Programm fehlte. Der heutigen FDP räumt Baum nach dem Ende der Westerwelle-Ära wieder bessere Chancen ein, mit Hilfe des Bundesvorsitzenden Lindner sollte ihr 2017 auch wieder der Einzug in den Bundestag gelingen. Im Anschluss fasste Baum noch einmal seine Überzeugungen zusammen: „Gesellschaft muss durch Werte zusammengehalten werden, der Markt darf nicht alles regeln, sondern lediglich als Ergänzung hinzukommen.“ Auch für Henriette Reker stehen Werte an erster Stelle. Für sie ist Köln eine großartige, legendär-tolerante Stadt, die es zu bewahren und weiterzuentwickeln gelte. Gute Ideen seien zahlreich vorhanden, würden aber bislang nicht umgesetzt. Reker hätte als künftige Oberbürgermeisterin zwar nur eine Stimme im Rat, könne aber die entsprechenden Themen vorschlagen, über die diskutiert werden solle. „An der Lösung der Probleme müssen alle Demokraten mitarbeiten. Mir persönlich ist besonders wichtig, dass die Kölner dabei ihr Misstrauen gegenüber der Politik wieder ablegen können“, so Reker.

Text/Fotos: Frank Brenner

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