Es ist ein Schlüsselwerk des Musiktheaters und ein Schmerzenskind des Komponisten Arnold Schönberg. Fast dreißig Jahre lang, von 1923 bis zu seinem Tod 1951, beschäftigte sich der Pionier der Zwölftonmusik mit dem Stoff um den biblischen Moses. Das zunächst als Oratorium geplante Werk auf ein eigenes Libretto führte Schönberg zwischen 1930 und 1932 als dreiaktige Oper aus, komponierte aber nur die ersten beiden Akte. Der dritte kam nach Schönbergs Emigration in die USA über wenige Skizzen nicht hinaus.
An der Oper Bonn hat das vielschichtige und monumentale Werk am 10. Dezember Premiere im Rahmen der Reihe Fokus ‘33. Dieses mit dem Oper! Award 2023 für die beste Wiederentdeckung ausgezeichnete Projekt setzt sich seit 2013 mit dem Musiktheater des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts auseinander. Dabei geht es um Werke, die in dieser Zeit entstanden, aber wieder vergessen wurden, und um Opern, die erst nach 1945 uraufgeführt werden konnten. Zuletzt etwa stellte Bonn in dieser Reihe Franz Schrekers „Der singende Teufel“ vor. Schönbergs „Moses und Aron“ wurde erst 1954 in Hamburg konzertant und 1957 in Zürich uraufgeführt.
Die Handlung folgt im Wesentlichen dem Zweiten Buch Mose („Exodus“) der Bibel: Den Auftrag, das Volk Israel aus der Knechtschaft zu befreienund die Verehrung falscher Götter zu beenden, erteiltGott aus dem brennenden Dornbusch. Moses und sein Bruder Aron verkünden dem Volk die Botschaft Gottes jeweils anders: Aron setzt auf Wunder und ein goldenes Kalb als bildliche Vergegenwärtigung Gottes. Moses dagegen lehnt es ab, den grenzenlosen Gott in eine Tierform zu gießen. Er verzweifelt daran, Gott in Worten nicht beschreiben zu können. Mit seinem Ausruf „O Wort, du Wort, das mir fehlt!“ endet der zweite Akt.
Mit dem Bariton Dietrich Henschel und dem Kölner Tenor Martin Koch hat die Oper Bonn die beiden führenden Rollen prominent besetzt. GMD Dirk Kaftan leitet das Beethoven Orchester Bonn. Für die Inszenierung im Bühnenbild von Paul Zoller zeichnet Lorenzo Fioroni verantwortlich. Am Premierentag um 16.30 Uhr eröffnet im Garderobenfoyer eine Begleitausstellung zu „Moses und Aron“, die Einblicke in Leben und Werk Arnold Schönbergs gibt. Sie stellt auch den Gottesbegriff Schönbergs in Zusammenhang mit ethischen wie politischen Überzeugungen des jüdischen Komponisten.
Moses und Aron | 10. (P), 13., 17., 29.12., 7., 13.1. | Theater Bonn | 0228 77 80 08
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