Es ist nicht lange her, da gingen die Bilder mit einem verkleideten Armin Rohde nicht nur durch die deutsche Bühnenlandschaft, sie fanden ihren Weg in die öffentliche Meinung. Eine Stadt namens Wuppertal wehrte sich gegen die Schließung ihres traditionsreichen Hauses, SchauspielerInnen bangten um ihre Jobs und die alte Frage nach Kosten und Kultur fand in Protestaktionen für die Wuppertaler Bühnen ihre Antwort.
Keine drei Jahre später erfolgt im Drama um die Wuppertaler Schauspielsparte der nächste Akt. Nach einer Beschlussvorlage des Kulturausschusses der Stadt Wuppertal sind Einsparungen in den Bereichen Schauspiel und Oper in Höhe von 2 Millionen vorgesehen. Demnach wird der Jahreszuschuss bis 2015 von zehn auf acht Millionen reduziert werden. Eine Spende der Theaterfreunde Wuppertal soll mit 1,2 Millionen den Verlust bei 800.000 Euro halten. Den Großteil dieses Betrages hält mit 800.000 Euro die Sparkasse. Die Stadt erhofft sich jährliche Einsparungen von 400.000 Euro.
Kein Ende des Theaters in Wuppertal
Von einem Ende des Schauspielbetriebes in Wuppertal will Enno Schaarwächter, Geschäftsführer der Wuppertaler Bühnen, nichts wissen: „Das Schauspiel spielt im Opernhaus wie die Oper auch“. Dies war schon so und soll über das Ende der Intendanz von Christian von Treskow im Sommer 2014 beibehalten werden. Eine neue Lösung erfordert dagegen die kleine Spielstätte im Schauspielhaus. „Das Foyer geht nur noch bis Sommer 2013, dann ist das Gebäude nicht mehr bespielbar“, so Schaarwächter. Als Lösung soll ab 2014 das Magazingebäude auf dem Gelände des Historischen Zentrums in eine zweite Spielstätte umgebaut werden. 160 Zuschauer soll die neue, kleine Variante fassen, „120 Personen Durchschnittsauslastung“ peilt die Stadt in ihrem Schreiben an.
Kürzungen treffen auch Ensemble
Die Kürzungen treffen auch das Wuppertaler Schauspielensemble. Von 14 Engagements, die 2009 verteilt wurden, sollen mit den geplanten Haushaltssanierungen nur noch sieben feste verbleiben. Auf insgesamt zehn würde man, so Schaarwächter, regelmäßig durch Gastspiele und andere vertragliche Möglichkeiten aufstocken können. Dies sei auch im Budget vorgesehen.
Fusion von Oper und Wuppertaler Symphoniker
Neben dem Vertrag von Christian von Treskow wird auch der von Johannes Weigand im Sommer 2014 nicht verlängert. Stattdessen sieht der Beschluss der Stadt eine Fusionierung von Oper und Wuppertaler Symphoniker vor, deren Gesamtdirektor ab dem August 2014 der aktuelle Chefdirigent Toshiyuki Kamioka wird. Für Schaarwächter ist die Ernennung des erfolgreichen Japaners zum Generalmusikdirektor kein „Griff“, der durch „Sparzwänge motiviert“ sei. Für solche Führungsmodelle gäbe es Beispiele in der ganzen Republik, so Schaarwächter.
In der Intendanz von Christian von Treskow wäre trotz „hoher Qualität“ eine „fallende Tendenz“ in den Besucherzahlen zu verzeichnen gewesen, erklärt der Geschäftsführer des Zwei-Sparten-Hauses weiter. Diese Entwicklung hätte bei einem Zuschuss von 10 Millionen zu „großen politischen Diskussionen“ geführt. Der Nachfolger von Treskows soll im März 2013 durch eine Findungskomission bestimmt werden. Am 12. November wird erst mal im Stadtrat über das Sparmodell abgestimmt. Vielleicht wird dies der nächste Akt im Drama um den Wuppertaler Schauspielbetrieb.
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