Obwohl es nicht nur ein großes Land, sondern auch ein großes Filmland ist, gehören russische Filme nicht gerade zum Standardprogramm der monatlichen Filmstarts in Deutschland. Dass Russland eine lange und einflussreiche Filmtradition hat, dürfte auch weniger beflissenen Cineasten bekannt sein. Frühe sowjetische Meister wie Sergei Eisenstein und Dziga Vertov, Nachkriegsregisseure wie Andrei Tarkowski oder jüngere Filmemacher wie Alexander Sokurov sind auch hierzulande bekannt. Aber schon einen Ausnahmeregisseur wie den Georgier Sergei Paradschanow dürfte hier kaum jemand außer Fachleuten kennen. Tatsächlich hat auch die Filmlandschaft unter dem Zusammenbruch der Sowjetunion gelitten. In den 1990er Jahren nahm nicht nur die Filmproduktion massiv ab, auch das Kinosterben war dort massiver als andernorts. In den letzten Jahren konnte sich die russische Filmwirtschaft aber wieder stabilisieren, und tatsächlich findet inzwischen auch wieder der ein oder andere russische Film in die deutschen Kinos. Sokurovs „Russian Ark“ setzte vor einigen Jahren ein eigenwilliges Zeichen, Anfang dieses Jahres wurde mit „Mein Glück“ des gebürtigen Ukrainers, inzwischen aber in Berlin lebenden Regisseurs Sergei Loznitsa in den Kinos eine düstere Parabel über Russland gezeigt, die zwar die Erzähltradition Tarkowskis aufgreift, aber trotzdem ganz eigene Akzente setzen kann. Und kurz nach seiner Teilnahme beim diesjährigen Berlinale-Wettbewerb lief gerade eben noch „An einem Samstag“ in den deutschen Kinos, Alexander Mindadze eigenwilliges Drama über das Tschernobyl-Unglück.
Alexander Mindadzes Film ist auch bei den russischen Filmtagen zu sehen. Auffällig ist, dass auch alle anderen dort gezeigten Filme historische Themen aufgreifen – sei es die weit zurückliegende Geschichte des Landes oder die jüngere Vergangenheit. Nach etlichen Jahrzehnten der Diktatur und der damit verbundenen Zensur gibt es offensichtlich einen großen Bedarf, die Geschichte neu zu schreiben. Außerdem auf dem Festival zu sehen: „Ballada“, der Dokumentarfilm des Kölner Regisseurs Andreas Maus über das fahrende Wahrzeichen der Sowjetunion – den Lada.
www.filmfestivals-koeln.de
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