Das Dortmunder Musikfestival Klangvokal stellt in diesem Jahr die Vertrauensfrage – und will zeigen, wie Vokalmusik Vertrauen reflektiert und stärkt. Spricht der Veranstalter jetzt vom Gemeinschaftserlebnis Musik als Kitt der Gesellschaft, so sitzt die Beziehung von Vertrauen und Stimme viel tiefer. Jeder, der allein vor einer Gesellschaft nur mit seiner Stimme auftritt, kennt den berühmten Frosch im Hals und das nervenaufreibende Nichtwissen über den Sitz des ersten Tones. Das ist das blinde Vertrauen in sein Instrument, die Stimme, die von der Natur gegeben und durch ausdauerndes Üben einer Technik erst zu vollem Leben erweckt werden kann.
Klangvokal, ein Festival aus dem Umfeld des Kulturhauptstadtjahres des Ruhrgebiets, hat sich aus dieser nachhaltig segensreichen Zeit zu einem eigenständigen Nachleben gemausert. Garant für regen Zuspruch stellt die breite Aufstellung zwischen Folklore, Jazz und Klassik dar, jetzt in Schumanns „Wunderschönen Monat Mai“ setzen die Kreativkräfte auch auf zwei Reisen in die Welt der Oper. Gleich im Eröffnungskonzert wartet eine festliche Belcanto-Gala auf die Fangemeinde italienischer Opernliteratur. Mit Bellini, Donizetti und Rossini legen sich die australische Sopranistin Jessica Pratt und der amerikanische Tenor Lawrence Brownlee an, assistiert von der Neuen Philharmonie Westfalen und Maestro Ciacomo Sagripanti. Denn die virtuos ausgelegten und den gesamten Stimmumfang auslotenden Partien leben vom Kampf mit den Koloraturen, wenn die Töne wie im Maschinengewehrfeuer aus der Kehle schlagen und keine Verzierung beim Da capo, dem Wiederholen des Arienbeginns, gespart wird. Bei den Tenören sind die beweglichen lyrischen Stimmen im Vorteil, wogegen die heutigen Damenstimmen in Konkurrenz zu den historischen Kastraten treten – die in Form der Countertenöre und Alti eine Reinkarnation erfahren haben.
Keine Rolle spielen diese Spezialisten beim zweiten Ausflug in Oper und Operette, wieder eine Gala, diesmal mit dem Funkhausorchester des WDR und dem Altmeister Stefan Soltész. Von der Wiener Staatsoper reist Daniela Fally an, Stamm-Adele der Silvester-Fledermaus. Mit dem Opus Klassik wurde kürzlich derTenor Daniel Behleausgezeichnet. Hits von Bernstein und Lehar treten gegen Massenet und Puccini an, da bleibt kein Auge trocken.
Klangvokal Belcanto-Gala, 15.5. 17 Uhr | Opern- und Operettengala, 28.5. 20 Uhr | Konzerthaus Dortmund | 0231 502 99 96
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