Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 1

12.582 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Gründungsparty der „Populisten“ am Theater Dortmund
Foto: Edi Szekely

Revolutionäres Pre-Enactment

22. Dezember 2016

Geschenke von der Bundeskulturstiftung – Theater in NRW 01/17

Ein Geschenk, das nicht zum richtigen Zeitpunkt überreicht wird, ist keins. Das weiß auch die Kulturstiftung des Bundes. Wahrscheinlich tagt sie deshalb Ende November. Die Bescheide über neue Förderung kommen dann rechtzeitig zum Fest und zum Start ins neue Jahr – oder es gibt eben eine Enttäuschung. Bei ihrer letzten Sitzung im Kalenderjahr 2016 hat der Stiftungsrat Förderungen in einer Gesamthöhe von 41,5 Mio. Euro beschlossen. Theater, Museen, Konzerthäuser in NRW sind zwar vertreten, angesichts der Größe des Bundeslandes hätte es aber durchaus mehr sein können. Man muss auch mal undankbar sein dürfen!

Aus dem Theaterbereich wurden nur zwei Projekte aus NRW ausgewählt: Das Theater an der Ruhr in Mülheim wird ein Arabisches Künstler-Kollektiv Ruhr gründen. Der Kern besteht ausdem Regisseur Omar Abusaada, dem Autor Mohammad Al Atar und der Bühnenbildnerin und Architektin Bissane Al-Sharif, die alle aus Syrien stammen. Sie engagieren weitere Künstler aus dem arabischen Raum dazu. Ziel sind interdisziplinäre Projekte mit Theater, Tanz, Musik, Literatur, Workshopformen, mit deren Hilfe Differenzen und Gemeinsamkeiten zwischen arabischem und europäischem Raum ausgelotet werden sollen. Neben Mülheim an der Ruhr ist als zweiter Arbeitsschwerpunkt das Théâtre National Tunisien in Tunis vorgesehen. Die Künstlerische Leitungliegt in den Händen von Rolf C. Hemke.

Jeder kennt die süchtig machende Funktion des Cliffhangers: Wenn es am spannendsten ist, kommt die Abblende und der Zuschauer giert nach der Fortsetzung. Das Tanzhaus NRW untersucht in seinem Projekt „Cliffdancers“, inwieweit diese Strategie auch auf Tanzperformances für ein junges Publikum anwendbar ist. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren sollen das mediale Nachleben einer Tanzproduktion selbständig gestalten. Vorlage wird eine dreiteilige Tanzserie sein, die das Tanzhaus NRW zusammen mit der belgischen Kopergietery produziert, zu der die Jugendlichen dann ihre eigene „Fan Fiction“ aus diversen Plattformen entwickeln.

Mit im großen Geschenkpaket der Bundeskulturstiftung sind auch noch ein paar kleine Anschlussgeschenke – sozusagen die Fortsetzung zum Vorjahresgeschenk. Das heißt in dem Fall „Doppelpass“ und meint die Zusammenarbeit von Stadttheater mit freien Gruppen, zu der jetzt auch noch ein dritter, gerne europäischer Partner hinzutreten kann. Das Schauspiel Dortmund arbeitet schon seit einiger Zeit mit der Gruppe Peng! Collective zusammen. Unter dem Titel „Die Populisten“ haben sie eine PR-Agentur für die Zivilgesellschaft, also den gemeinen Bürger gegründet. Der Ringlokschuppen in Mülheim holt sich die Europäische Gemeinschaft für Kulturelle Angelegenheiten ins Boot und überprüft einige Revolutionen auf ihren Gebrauchswert für die Zukunft. Revolutionäres Pre-Enactment! In Bielefeld dagegen wird es stofflich. Zusammen mit Recherchepool untersucht das Stadttheater die Textilindustrie als Modellfall der Globalisierung und Strukturwandels. Wenn das keine schönen Geschenke sind!

HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Konklave

Lesen Sie dazu auch:

Kommt die Zeit der Uniformen?
Reut Shemesh zeigt politisch relevante Choreographien – Tanz in NRW 02/24

Analoge Zukunft?
Die Akademie für Theater und Digitalität in Dortmund eröffnet ihren Neubau – Theater in NRW 10/23

Der Klang der Straße
„Nordstadtoper“ in Dortmund – Oper in NRW 06/22

Ehrgeizig und zielorientiert
Kay Voges verlässt Dortmund – und bleibt doch – Theater in NRW 02/19

Bewegungsrecherche
Die Essener Choreografin Marie-Lena Kaiser – Tanz an der Ruhr 12/18

„Der Körper ist auch elastisches Material“
Choreografin Prue Lang über „Zaurak“ im Tanzhaus NRW – Tanz 12/17

Standesgemäße Prostitution
Jens-Daniel Herzog inszeniert Straussens „Arabella“ in Dortmund – Oper in NRW 11/17

Virtueller Spatenstich
Kay Voges fordert eine Akademie für Digitalisierung und Kunst – Theater in NRW 09/17

Weihnachten im Megastore
Dortmunder Schauspiel bleibt in Hörde – Theater in NRW 10/16

Die Freude am „Besseren Scheitern“
Tanzhaus NRW knüpft interessante Dialoge zwischen Profis und Amateuren – Tanz in NRW 08/15

Fremdkörper im Auge
Uraufführung von „Corps Étrangers“ im Tanzhaus NRW in Düsseldorf – Tanz in NRW 12/13

Geopfert wird immer noch
Tanzhaus NRW mit dem Jubiläum von „Le Sacre du Printemps“ – Tanz 08/13

Theater.

Hier erscheint die Aufforderung!