Wenig Glamour am Abend der Deutschlandpremiere des französischen Films „3 Herzen“: Die Co-Stars Catherine Deneuve und Chiara Mastroianni hatten nacheinander abgesagt, auch verhinderte der gleichzeitige US-Kinostart eine Teilnahme der anderen Darsteller oder des Regisseurs. Also feierten im Foyer des Cinenova vorwiegend die deutschen Beteiligten der Co-Produktion, bis es gegen 20.30 Uhr losging. Der durch die Absagen etwas in Verlegenheit geratene Christoph Friedel von der Kölner Pandora Film, die sowohl für deutsche wie auch für „internationale Filmkunst“ stünde, zeigte sich stolz auf die Zusammenarbeit mit Regisseur Benoît Jacquot („Villa Amalia“, „Leb wohl, meine Königin!“), mache dieser doch schon seit den 70ern „diese Art von Kino“. Die Premiere des „Melodrams“ habe im letzten Jahr in Venedig stattgefunden, am Donnerstag starte er nun in Deutschland. Er bedankte sich unter anderem bei der Filmstiftung NRW und WDR/arte.
Der französische Produzent Édouard Weil, Eigentümer der Pariser Rectangle Productions, bedankte sich beim Münchener Verleiher Wild Bunch sowie bei Pandora: „Es war eine großartige Zusammenarbeit, die nun mit einem weiteren Film fortgesetzt werden wird.“ Derzeit werde „3 Coeurs“ in fast 30 Ländern veröffentlicht. Im Cinenova lief zur Premiere mangels französischer Prominenz kurzfristig die deutsche Fassung.
Der Film ist klassisches europäisches Autorenkino. Wer von „3 Herzen“ eine fluffige Dreiecksgeschichte mit ein paar Küssen, Missverständnissen und Aufnahmen des Eifelturms erwartet, wird etwas Schwierigeres, wenn auch nicht minder Unterhaltsames vorfinden. Nur mit einem vielschichtigen und spannenden Drehbuch gelang es wohl, die vier Schauspieler Benoît Poelvoorde, Charlotte Gainsbourg, Chiara Mastroianni und Catherine Deneuve zusammenzubringen, die im Laufe der Handlung alle sehr spezifisch gefordert werden.
Nachher erzählten mir die Produzenten Édouard Weil und Alice Girard, der Film sei im November 2013 entstanden und die Kleinstadtszenen in Valence gedreht worden. Édouard Weil arbeite gern mit Jacquot, auch weil immer ein Dialog mit ihm möglich sei: „Er hört zu.“ So drehte man gemeinsam schon „Villa Amalia“. Die Idee zum Film habe ihm Jacquot beim Mittagessen erzählt, während dieser gerade mit einem anderen Produzenten „Leb wohl, meine Königin!“ drehte; Weil habe die Idee sofort gefallen und er habe direkt gesagt: „Lass ihn uns machen!“ Das Drehbuch wurde dann (von Julien Boivent und Benoît Jacquot) bereits mit den Schauspielern im Kopf geschrieben, besonders mit Deneuve.
Die ausgewogene und realistische deutsche Synchronfassung hat im Auftrag von Pandora ein Team bei Bernd Lutzer verantwortet, der seit etwa fünf Jahren Geschäftsführer von logoSynchron am Hansaring ist. Auf seine gute Leistung angesprochen, sagte er, das sei sein Anspruch und die Firma habe eine lange Tradition, in den 70er Jahren habe sie MGS geheißen (Michael Gründgens Synchron). Die Aufnahmen im September hätten nach seiner Erinnerung 5 Tage gedauert, wobei ich mich nicht von den relativ wenigen Dialogen solle täuschen lassen: Zeit kostete auch der deutsche M&E-Track mit den Hintergrundstimmen bei den Feiern. Ihn überraschte und freute, dass zur Premiere die von Pandora gelobte deutsche Fassung laufen konnte.
Christoph Friedel von Pandora sagte mir zur Aufgabenverteilung zwischen den Produktionsbüros, dass in Frankreich ein gewisser Protektionismus herrsche und man sich in diesem Fall geeinigt habe, neben Finanzierungsfragen in Deutschland den Ton der Originalfassung und der deutschen Fassung zu erstellen.
Wie das genau aussah, erfuhr ich dann von Sounddesigner Andreas Hildebrandt (Tonaufnahme bei „Nymphomaniac“), der hier nicht auf die zweiminütigen französischen Geräuschbänder vom Set angewiesen sein wollte, sondern eigens für vier Tage nach Paris und Valence reiste. Er habe mit Dreikanalton nachts in der Fußgängerzone die Passanten erschreckt, während er an allen möglichen Stellen etwa 20-minütige Tonstrecken aufnahm. „In 20 Minuten passiert immer irgendetwas Interessantes.“ Ohne es zu bemerken, sei er in Valence zum Aufnehmen sogar im selben Restaurant gelandet, das auch im Film zu sehen ist. Jacquot habe ihm die Vorgabe gemacht, im Ton „nichts weiter zu überhöhen“, was allerdings bei Filmen fast unmöglich sei. Trotzdem habe Hildebrandt sich zurückgenommen, eine „subtile Subjektivität“ und „leicht überhöhten Realismus“ abgeliefert. Mischtonmeister Stefan Korte („Die geliebten Schwestern“) erledigte den Tonschnitt sowohl für die französische Fassung wie dann auch für die deutsche Synchronisation. Bei der Synchro habe er somit den Vorteil gehabt, vorher schon genau zu wissen, „wie es sein muss“.
„3 Herzen“ läuft am Donnerstag regulär im Cinenova an. In Bonn im Kino in der Brotfabrik.
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