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„Don’t Ask, Don’t Tell“
Foto: Anshuman Sen

Sirenen und Tennisspieler

10. Mai 2013

Ein sprödes Tanzprojekt von Riepe und Johar – Tanz in NRW 05/13

Zu den Enfants terribles der Freien Tanzszene zählt Ben J. Riepe, der jetzt im Rahmen des Festivals tanznrw13 in Düsseldorf seine neue Choreografie zeigte. In Zusammenarbeit mit dem Inder Navtej S. Johar entstand eine Produktion, die das unterschiedliche Verständnis von Körper und Intimität zweier Kulturen thematisieren möchte. Der Titel „Don’t Ask, Don’t Tell“ wiegelt zwar jedes Nachdenken schon im Vorhinein ab, aber solche schlitzohrigen Hinweise auf die rätselhaften Tableaus dieser Choreografie steigerten die Neugierde des Publikums eher noch. Tänzer, die im Tennis-Dress die Schläger schwingen, stehen darin mit ihrem sportlichen Elan den Indern gegenüber, die zwar Bewegung drosseln, sie aber wie Yogis auf der Stelle zu intensivieren vermögen.

Zusammenhänge finden sich zunächst in Äußerlichkeiten, wie den Kostümen, der Musik, die stark von Barockelementen geprägt ist, dem Nebel, der Klarheit und Strenge der Auftritte wieder ins Ungefähre auflöst. Es gibt Sirenengesänge, deren Vibration durch Mark und Bein dringt, und man stellt Überlegungen darüber an, was ein reales und was nur ein vermitteltes Erlebnis ist. Theater soll gegen Fernsehen ausgespielt werden. Man denkt über das Herz als Motor von Körper und Seele nach und kokettiert mit der Drohung, die Kleider abzulegen. Wo sind die Tabus und wie lassen sie sich darstellen? Ein Thema, das die Choreografie aufgreift, ohne es weiter zu verfolgen. Man erzählt sich lieber, was unter der Kleidung zu finden ist.

Getanzt wird zumeist verhalten, die Bewegungen gehen eher in eine Art Theaterspiel über. Riepe hat auch bei Pina Bausch getanzt, aber deren Tanztheater scheint an diesem Abend weit entfernt. Die Suche nach der sinnlichen Körpermetapher, die spezielle Geste als erzählerisches Element, wird in dieser Produktion nicht ehrgeizig angesteuert. Die Tableaus mit Tanz und gesprochenen Passagen besitzen ein Augenzwinkern, ihr innerer Zusammenhalt scheint zwar in den Köpfen der Akteure vorhanden zu sein, dem Publikum bleiben die Bezüge aber eher rätselhaft. Das Ensemble verbreitet gute Laune, was über die inhaltliche Wirrnis mancher Passagen hinwegblicken lässt. Eine Produktion, die Fragen aufwirft und nicht die abgerundete Form konsumierbarer Unterhaltung bietet.

THOMAS LINDEN

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