Beliebte Repertoirewerke, Raritäten und Neuheiten: Die Opern von Bonn und Köln haben ihre Pläne für die kommende Saison vorgestellt. Beide versprechen mit Schlüsselwerken der Moderne Abende mit hohem Anspruch: Großes sinnliches Theater will Regisseur Lorenzo Fioroni mit Arnold Schönbergs „Moses und Aron“ realisieren. Dirigiert von GMD Dirk Kaftan zeigt das Theater Bonn das Hauptwerk des Vaters der Zwölftonmusik ab dem 10. Dezember. Es ist der Höhepunkt der Bonner Reihe „Fokus ‘33“. Dazu kommt Werner Egks „Columbus“ (16.6.24), inszeniert nach Jakob Peters-Messer, dirigiert von Hermes Helfricht.
In Köln verspricht Regisseur Calixto Bieito eine grundlegende Neubefragung von Bernd Alois Zimmermanns „Die Soldaten“ (18.1.24), 1965 in der Domstadt uraufgeführt und ein einflussreicher Klassikers des 20. Jahrhundert. Das erschütternde Panorama von Brutalität und Gewalt, personifiziert durch eine Frau, die körperliche und seelische Zerstörung erleidet, dirigiert François-Xavier Roth.
In seiner zweiten Kölner Spielzeit will Intendant Hein Mulders – in Erwartung des Umzugs in das Haus am Offenbachplatz – die ganze Vielfalt der Oper zeigen. Die erste Premiere soll stets ein herausragendes Werk sein: Dieses Mal ist Richard Strauss „Die Frau ohne Schatten“ (17.9.23) angekündigt. Die Liste der zehn Premieren enthält zwei Uraufführungen: „The Strangers“ (30.9.23) des 1974 in den USA geborenen und in Köln lebenden Frank Pesci greift einen Fall von Lynchjustiz an Immigranten im „Melting Pot“ New Orleans auf. Am Ende der Spielzeit erzählt „Ines“ (16.6.24) des 1979 in Prag geborenen Ondřej Adámek den Orpheus-Mythos vor dem Hintergrund einer atomaren Katastrophe neu. Wie Menschen existenzielle Entscheidungen bewältigen, fragen auch Mozarts „Idomeneo“ (17.2.24), Verdis „Un ballo in maschera“ (14.4.24) und – auf der Grenze von Komödie und Tragödie – Donizettis „L’Elisir d’amore“ (5.11.23) sowie Franz Lehárs nun beinah an jedem Opernhaus in NRW durchdeklinierte „Lustige Witwe“ (3.12.23).
In Bonn dürfen sich die Opernbesucher mit „Flight“ (21.1.24) auf eine „Flughafenkomödie“ des Engländers Jonathan Dove freuen; daneben bietet die Oper mit „Rigoletto“ (15.10.23) wie in jeder Spielzeit eine Verdi-Oper, mit Tschaikowskys „Eugen Onegin“ (3.3.24) eine ausweglos aufwühlende Liebestragödie und mit Prokofjews „Liebe zu den drei Orangen“ (14.4.24) ein herrlich komisches wie fantastisches Musiktheater-Experiment aus dem Jahr 1921.
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